Bischöfe befassen sich mit "Kirche und Kultur"

"Sozialstaat zukunftsfest machen!"

Um "Kirche und Kultur" geht es am Mittwoch bei der Herbst-Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Die rund 70 Bischöfe wollen im Rahmen eines Studientags Zukunftsperspektiven kirchlichen Kulturengagements erörtern. Das Herbsttreffen der Bischöfe hatte am Montag begonnen und geht am Donnerstagabend zu Ende.Zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung hatte Kardinal Karl Lehmann zu einem tief greifenden Umbau des Sozialstaats aufgerufen.

Lehmann: Für gleiche Behandlung aller Religionen (DR)
Lehmann: Für gleiche Behandlung aller Religionen / ( DR )

Um "Kirche und Kultur" geht es am Mittwoch bei der Herbst-Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Fulda. Die rund 70 Bischöfe wollen im Rahmen eines Studientags Zukunftsperspektiven kirchlichen Kulturengagements erörtern. Das Herbsttreffen der Bischöfe hatte am Montag begonnen und geht am Donnerstagabend zu Ende.

Zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung hatte Kardinal Karl Lehmann zu einem tief greifenden Umbau des Sozialstaats aufgerufen. Es gehe darum, die notwendige Solidarität durch die mögliche Wahrnehmung von Eigenverantwortung zu sichern, betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Das Fuldaer Herbsttreffen dauert noch bis Donnerstag.

"Der Sozialstaat müsse zukunftsfest gemacht werden"
Lehmann räumte in seinem Eröffnungs-Referat ein, dass Reformen auch mit Einschränkungen für den Einzelnen verbunden seien. Die Gesellschaft müsse gleichzeitig Leistungsfähigkeit fördern und Bedürftigen Hilfe anbieten. Mit Blick auf die Debatte um die Gesundheitsreform fragte der Kardinal, ob denn im Gesundheitswesen wirklich jede Selbstbeteiligung unzumutbar sei.

Absolut inakzeptabel aber sei, dass Kinder in vielen Fällen ein Armutsrisiko darstellten. Der Sozialstaat müsse zukunftsfest gemacht werden für diejenigen, die der Unterstützung bedürften, fügte der Mainzer Bischof hinzu. Wenn sich nichts ändere, würden die Schwachen die Leidtragenden sein, weil sie in besonderer Weise auf die Absicherung durch einen funktionierenden Sozialstaat angewiesen seien.

"Mangel an Rationalität"
Ausdrücklich sprach Lehmann von einem Mangel an Rationalität in der Fortentwicklung des Sozialstaats. Er machte dafür vor allem ein Vorherrschen von Einzelinteressen und ein Fehlen von "Instanzen" verantwortlich, die den Blick auf eine zukunftsorientierte Politik richten könnten. Der Kardinal kritisierte zudem, dass Sozialpolitik zu sehr auf Verteilungspolitik verkürzt werde. Dadurch werde ausgeblendet, dass insbesondere Familienpolitik wie auch Bildungs- und Berufsbildungspolitik zukunftsorientierte Bereiche der Gesellschaftspolitik seien.

Lehmann forderte, Familienpolitik müsse als eine elementare Querschnittsaufgabe der Politik anerkannt werde. Ähnliches gelte für die Bildungspolitik, zumal ein erschwerter Zugang zu Bildung und Wissen den Zugang zur Arbeitswelt und damit Teilhabechancen erheblich beeinträchtige.

Der Kardinal widmete sein mit "Ausgleichende Teilhabe an den Lebensmöglichkeiten der Menschen. Über den gar nicht so selbstverständlichen Begriff der ,Sozialen Gerechtigkeit'" überschriebenes Referat seinem Vorgänger im Amt des Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Kardinal Joseph Höffner (1906-1987). Der einstige Kölner Erzbischof, der von 1976 bis 1987 Vorsitzender der Konferenz war, würde am 24. Dezember 100 Jahre alt. Höffner gilt als einer der wichtigsten katholischen Sozialwissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts.
(KNA)