Bielefelder Unternehmen liefert bis nach Rom

Auch der Papst ist Kunde

Bielefelder Unternehmen liefert Priesterkragen und Schwesternhauben. Zu den hohen christlichen Feiertagen verzeichnet Firmenchef Heinrich Bracksiek regelmäßig eine stärkere Nachfrage aus Rom.

Autor/in:
Michael Bosse
 (DR)

"Dann decken sich viele katholische Priester bei den Schneidern ein." Der 79-jährige ist Seniorchef Deutschlands einziger Manufaktur für Priesterkragen und Schwesternhauben. Die kleine Wäschefabrik Bracksiek & Hemmelskamp liegt etwas versteckt in einem Haus unweit der Bielefelder Innenstadt. Geleitet wird sie von Bracksiek und seinem Sohn Klaus-Heinrich (53). Zudem gehören acht Näherinnen zur Mannschaft. Ein kleines Team, das sich erfolgreich in einer Marktlücke etabliert hat. "Was wir machen, lernt heute keiner mehr. Und für die Großen lohnt sich das Geschäft nicht", berichtet Seniorchef Bracksiek, der trotz seines hohen Alters immer noch im Geschäft aktiv ist.

Knapp 400 Haubenmodelle und 120 Kragenformen umfasst das Angebot der Firma. Wobei neben Priestern und Schwestern auch Tänzer mit Kragen, Hauben, Hemden, Blusen oder Fräcken beliefert werden. "Rund ein Viertel unserer Kunden kommen aus dem Ausland. Vor allem nach Italien, England, Österreich und in die USA liefern wir viel", berichtet Bracksiek.

Der Papst als Kunde
Auch renommierte Adressen stehen in der Kundenkartei - die Bekannteste dürfte die des Schneiders des Vatikans, Gammarelli, sein. 1991 gelang es Bracksiek, diesen Kunden zu gewinnen. Bei einer Reise nach Rom und mithilfe eines italienisch sprechenden Priesters aus der Schweiz konnte der Seniorchef damals Gamarelli von seinen Produkten und deren Qualitäten überzeugen. "Da waren wir schnell im Geschäft", erinnert sich der 79-Jährige. Mittlerweile bestellt Gamarelli mehrere Hundert Priesterkragen pro Jahr. Und wenn Papst Benedikt XVI. einen weißen Kragen trägt, dann weiß Bracksiek, dass dieses Kleidungsstück aus Bielefeld stammt.

Acht bis zehn Kragen aus Baumwoll-Popeline können die Näherinnen pro Stunde herstellen. Um die Kragen stabiler zu machen, werden die geleimten Kleidungsstücke in einer Maschine 18 Sekunden bei einer Temperatur von 160 Grad Celsius gepresst. Das ist deutlich länger als normalerweise üblich. Zwischen fünf und elf Euro pro Stück kostet ein Kragen dann im Verkauf. Außerdem verkauft das Unternehmen aber auch Plastikkragen. "Die werden vor allem von Tänzern gern genommen, weil sie besser abwaschbar sind", erklärt Bracksiek.

Priesterseminare liefern Kunden
Kunden für seine Kragen und Hemden findet das Unternehmen unter anderem in Priesterseminaren. "Wir haben die Regel, dass Teilnehmer des Pastoralkurses, der ein Dreivierteljahr vor der Diakonweihe beginnt, in Priesterkleidung erscheinen", erzählt der Regens des erzbischöflichen Priesterseminars in Paderborn, Uwe Wischkony. Während des Studiums sollten die Seminaristen dagegen noch nicht in priesterlicher Kleidung erscheinen.

Für die Priester seien Kragen dann aber "verpflichtend", erklärt Eduard Nagel vom Liturgischen Institut in Trier. "Priester sollen in der Öffentlichkeit erkennbar sein. Deshalb gibt es die Vorschrift, dass sie einen Kragen tragen", betont Nagel. Zudem sei in den 1970er Jahren ein Kreuz auf dem Revers aufgekommen. Auch dadurch könnten sich Priester als Vertreter der Kirche kenntlich machen. Noch strenger sind die Auflagen dann bei den liturgischen Gewändern.

Seniorchef Bracksiek kennt durch seinen Beruf die kleinen, aber wichtigen Unterschiede in der Priestermode. Den sogenannten Urbankragen tragen die römischen Geistlichen zum Beispiel in der Regel unter der Soutane, während die anglikanischen Pfarrer in England die Kragen aufs Hemd setzen. Und damit die Kragen auch richtig behandelt werden, legt das Unternehmen jedem Kleidungsstück eine Waschanleitung bei. "Das ist nötig, weil viele Kragen zu heiß und mit zu viel Dampf gebügelt werden", betont der Seniorchef. Ein Problem, das geistliche wie profane Kleidungsstücke gleichermaßen betrifft.