Wenn der reichste und der mächtigste Mann der Welt ihre angebliche Männerfreundschaft zu Grabe tragen, hat das fast schon biblische Ausmaße. Begonnen hatte die öffentliche Schlammschlacht der beiden Männer mit den Riesen-Egos Ende Mai mit dem Ausscheiden Elon Musks als US-Regierungsberater. Musk, der
SpaceX- und Tesla-Chef ist, kritisierte Donald Trumps Steuer- und Haushaltsgesetz scharf. Der US-Präsident zeigte sich daraufhin "sehr enttäuscht von Elon".

Musk drohte dann indirekt damit, eine eigene politische Partei in den USA zu gründen. Und Trump konterte, Musks Firmen könnten weitere Fördergelder und Regierungsaufträge verlieren. Der Tech-Milliardär Musk legte dann zunächst eine Verstrickung Trumps in einen Missbrauchsskandal nahe - und löschte den entsprechenden Post auf der Plattform X später wieder.
"Worte honigsüß - Herz voller Hass"
Manfred Oeming, Professor für Alttestamentliche Theologie an der Universität Heidelberg, sagte dazu auf Anfrage der Katholischen-Nachrichten-Agentur (KNA), weise Stimmen der Bibel warnten vor falschen Freunden. "Wenn ich sehe, wie Trump und Musk von Freunden zu Feinden wurden, denke ich an Psalm 55, Vers 21." Dort heißt es: "Ach, mein ehemaliger Freund hat alle verraten, die ihm nahestanden, und hat seine Versprechen gebrochen! Seine Worte sind honigsüß, aber im Herzen ist er voller Hass. Was er sagt, klingt schmeichelhaft, aber es verletzt wie Messerstiche."
Die Bibel sei mit Blick auf die Emotionen, die der Mensch in sich habe, sehr lehrreich. Und: "Bei den Reichsten und den Mächtigsten kann man wie in einem Vergrößerungsglas ins Herz schauen", betont der Theologe. Die Bibel verkläre den Menschen nicht. Das Trachten des menschlichen Herzens sei "böse von Jugend an", heiße es etwa im 1. Buch Mose Kapitel 8, Vers 21.

"Prestigedenken erzeugt Neid"
Wenn es wie zum Beispiel im Alten Testament bei David und Saul letztlich um die Macht gehe, dann seien „krasse Umschwünge der Stimmung zu erwarten, bis hin zu Mordgelüsten gegen den, der einem geholfen hat“. Der Theologe zitiert aus dem 1. Buch Samuel: "Saul dachte: 'Ich will David an die Wand spießen!' und schleuderte den Speer, aber David wich ihm zweimal aus" (1 Sam 18,11). Auf die heutige Zeit gemünzt? "Prestigedenken erzeugt Neid und Aggression“, sagt der Heidelberger Theologe und fügt hinzu: „So ist der Mensch!"
Der Theologin Ruth Scoralick fällt zum schmutzigen Streit der US-Titanen nach eigenen Worten wenig Biblisches ein, „eher nur zu Musk“. Die Professorin für Altes Testament in Tübingen zitierte aus dem biblischen Buch der Sprüche 18,11: „Das Vermögen des Reichen ist seine feste Stadt, wie eine hohe Mauer - in seiner Einbildung.“ Mit Blick auf Trump und Musk ist sie überzeugt: „Es geht ja wohl sowieso nur um Geld und Macht, nicht um Freundschaft.“
"Nicht auf Dummköpfe einlassen"
Die Bibel lehrt allerdings, dass der Mensch für echte Freundschaft geschaffen ist. Im Buch Prediger 4,9 heißt es: "Zwei haben es besser als einer allein, denn zusammen können sie mehr erreichen. Stürzt einer von ihnen, dann hilft der andere ihm wieder auf die Beine."

Das Alte Testament weist auch darauf hin, dass sich der Mensch durch seine Freundschaften entwickelt. In Sprüche 13,20 wird folgender Rat gegeben: "Wer mit weisen Menschen umgeht, wird selbst weise, doch wer sich auf Dummköpfe einlässt, dem geht es schlecht."
"Vertrau ihm nicht allzu rasch"
Was in biblischen Zeiten galt, scheint jedenfalls auch heute noch hochaktuell zu sein: Manchmal werden aus Freundschaften auch Feindschaften bis aufs Blut, wie im alttestamentlichen Buch Jesus Sirach zu lesen ist: "Der Schmerz, den du empfindest, wenn ein vertrauter Freund zum Feind wird, ist so schlimm wie der Tod." (Sir 37,2).
Und eine Passage aus diesem Jahrtausende alten Buch mahnt, einem neuen Freund nicht zu schnell zu vertrauen: "Willst du einen Freund finden, so erprobe zuerst seine Treue und vertrau ihm nicht allzu rasch. Denn mancher ist ein Freund, solange es ihm gefällt; doch in der Not hält er nicht stand. Und mancher Freund wird bald zum Feind und macht den Streit bekannt, der dich beschämt" (Sir 6,7). Musk und Trump könnten Pate gestanden haben für diese biblische Weisheit.