Kanadische Bischöfe finanzieren Projekte für Missbrauchsopfer

Bewältigung des Traumas

"Heilungs- und Versöhnungsinitiativen" sollen den indigenen Menschen bei der Bewältigung des erlittenen Traumas in den Internatsschulen helfen. Finanziert werden die Projekte durch die kanadische Bischofskonferenz.

Gedenken an verstorbene indigene Kinder in Kanada / © Brendan Wray (shutterstock)
Gedenken an verstorbene indigene Kinder in Kanada / © Brendan Wray ( shutterstock )

Kanadas katholische Bischöfe wollen in den nächsten fünf Jahren umgerechnet rund 20 Millionen Euro (30 Millionen Kanadische Dollar) zur Förderung von Hilfsprojekten für indigene Missbrauchsbetroffene aus Internatsschulen aufbringen. In allen Regionen des Landes sollten "Heilungs- und Versöhnungsinitiativen" für Überlebende von Internaten, ihre Familien und ihre Gemeinden finanziert werden, teilte die Bischofskonferenz (Montag Ortszeit) in Ottawa mit. Damit solle ein Beitrag zur Bewältigung des "historischen und anhaltenden Traumas" geleistet werden, das durch das System der "Residential Schools" verursacht wurde, erklärte der Bischofskonferenzvorsitzende, Bischof Raymond Poisson.

Zuhören und zusammenarbeiten

Welche Projekte konkret finanziert werden, soll in jeder Region in Absprache mit den First Nations, Metis und Inuit festgelegt und im November mitgeteilt werden, betonte Vizepräsident Bischof William McGrattan. "Es gibt keinen einzigen Schritt, der den Schmerz der Überlebenden der Internate beseitigen kann. Aber indem wir zuhören, Beziehungen suchen und zusammenarbeiten, wo immer wir können, hoffen wir zu lernen, wie wir gemeinsam einen neuen Weg der Hoffnung gehen können", so der Bischof von Calgary.

Offizielle Entschuldigung

In der vergangenen Woche hatten sich Kanadas katholische Bischöfe bei den Ureinwohnern offiziell für das Leid entschuldigt, das durch Beteiligung der Kirche am früheren Internatssystem für indigene Kinder verursacht wurde. "Wir erkennen den schweren Missbrauch an, der von einigen Mitgliedern unserer katholischen Gemeinschaft begangen wurde: physisch, psychologisch, emotional, spirituell, kulturell und sexuell", hieß es in einer Erklärung vom Freitag.

Zwangsunterbringung

Seit Ende Mai wurden in Kanada auf ehemaligen Internatsgrundstücken durch Bodenradar mehr als 1.000 anonyme Gräber in der Nähe ehemaliger katholischer Internate entdeckt. Im 19. und 20. Jahrhundert waren Schätzungen zufolge mehr als 100.000 Kinder indigener Mütter - oft zwangsweise - in kanadischen Heimen untergebracht.

Viele der landesweit mehr als 130 Einrichtungen wurden von katholischen Ordensgemeinschaften betrieben. Sie sollten die Kinder im Auftrag des Staates an die "christliche Zivilisation" heranführen. Oft durften diese ihre Muttersprache nicht sprechen. Eine unbekannte Zahl Heranwachsender war körperlicher oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt; viele starben an Infektionskrankheiten.


Quelle:
KNA