Betroffenenbeirat fordert Aufarbeitung von Missbrauchsfolgen

"Massive Unzufriedenheit"

Die Anliegen Betroffener sexualisierter Gewalt sollten beim Reformprozess des "Synodalen Wegs" besser berücksichtigt werden. Das fordert der Sprechers des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth.

Johannes Norpoth / © Max von Lachner (SW)
Johannes Norpoth / © Max von Lachner ( SW )

Fragen der Missbrauchs-Aufarbeitung und Anerkennung gerieten zunehmend in den Hintergrund, sagte Norpoth auf einem Online Pressegespräch vor Beginn der vierten Synodalversammlung des katholischen Reformprozesses Synodaler Weg am Donnerstag in Frankfurt am Main.

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Bis heute hätten die Bischöfe kein für die Opfer befriedigendes System zur Anerkennung des Leids installiert, kritisierte Norpoth. Gespräche zwischen dem Betroffenenbeirat und der Bischofskonferenz seien im Augenblick auf Eis gelegt. Er stelle zwar fest, dass mit viel Arbeit und Engagement diskutiert werde, wie die katholische Kirche in Zukunft zu einem sicheren Ort gemacht werden könne.

Doch es gebe kaum Bemühungen, sich mit dem Thema Aufarbeitung und Anerkennung auseinanderzusetzen, sagte Norpoth. Die sicherlich in den kommenden Monaten auf die Bistümer zurollende Klagewelle sei schlicht Ausdruck einer massiven Unzufriedenheit der Betroffenen.

Beschuldigter bereits verstorben

Derzeit ist eine Zivilklage eines Betroffenen beim Landgericht Köln anhängig, der vom Erzbistum Köln 800.000 Euro Schmerzensgeld fordert. Der Fall ist ungewöhnlich, da der beschuldigte Geistliche bereits tot ist und die Taten aus juristischer Sicht eigentlich verjährt sind. Dass eine Klage dennoch möglich ist, begründet der Anwalt des Klägers mit der sogenannten Amtshaftung der Kirche als öffentlich-rechtliche Institution. Dies muss nun juristisch geklärt werden.

Norpoth betonte die Notwendigkeit weiterer Bemühungen für die Aufarbeitung des Missbrauchskandals, nachdem neue Vorwürfe gegen den früheren Bischof und Geschäftsführer des katholischen Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Emil Stehle, bekannt geworden waren. Stehle, der 2017 starb, soll Priestern, denen Strafverfolgung in Deutschland drohte, geholfen haben, in Lateinamerika unterzutauchen. Norpoth sagte, der Fall zeige, dass die katholische Kirche damit zum "Ort organisierter Kriminalität" geworden sei.

Volles Programm bei Vollversammlung des Synodalen Wegs

Vor den Teilnehmern der vierten Vollversammlung des Synodalen Wegs zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland liegt ein volles Programm. Bei ihrem Treffen vom 8. bis 10. September in Frankfurt wollen die rund 230 Synodalen über insgesamt 14 Papiere beraten. Dazu zählen etwa Texte zur kirchlichen Sexualmoral und zum Zölibat, der verpflichtenden Ehelosigkeit von katholischen Priestern.

Fahnen weisen auf den Synodalversammlung des Synodalen Weges hin / © Max von Lachner (SW)
Fahnen weisen auf den Synodalversammlung des Synodalen Weges hin / © Max von Lachner ( SW )
Quelle:
KNA