Betroffene kritisiert Bischofskonferenz und Aufarbeitung

Intransparent und langwierig

Der Freiburger Betroffenenbeirat sieht systematische Fehler bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche. Die Studien der Bistümer hätten für die Betroffenen kaum etwas zum Positiven verändert.

Blick auf das Freiburger Münster und die Innenstadt von Freiburg. / © Harald Oppitz (KNA)
Blick auf das Freiburger Münster und die Innenstadt von Freiburg. / © Harald Oppitz ( KNA )

Das sagte die Freiburger Beiratssprecherin Julia Sander der "Badischen Zeitung" am Dienstag. "Man tut so, als sei die Veröffentlichung des Gutachtens alles, was man für Betroffene tun kann."

Aufarbeitung mehr auf Betroffene ausrichten

Sander forderte, die Aufarbeitung stärker auf die Betroffenen selbst auszurichten. So müsse klar sein, "wie es Betroffenen geht, welche Schäden sie erlitten haben, inwieweit sie von Hilfen ausgeschlossen wurden und welche Unterstützung sie brauchen".

Der katholischen Deutschen Bischofskonferenz warf Sander mangelnde Sensibilität vor. Das bestehende Antragsverfahren für Anerkennungszahlungen sei intransparent, langwierig und die gezahlten Summen meist zu niedrig, kritisierte sie. Interesse an Verbesserungen gebe es bei der Bischofskonferenz kaum, so ihr Vorwurf. Daher habe sie ihre Mitarbeit im Beirat der Bischofskonferenz aufgekündigt.

Lob für Erzbistum Freiburg

Im Erzbistum Freiburg sei die Situation aber anders, sagte Sander. Hier gehe man besser auf Betroffene zu und "ist hier einen Schritt weiter als die Bischofskonferenz". Positiv würdigte sie beispielsweise die monatlichen Unterstützungszahlungen des Erzbistums an Betroffene in sozialer Not. Hier werden aktuell rund 40 Personen unterstützt.

Auch im Erzbistum Freiburg ist für April eine Studie zur Aufarbeitung von Missbrauch, sexualisierter Gewalt und Vertuschung durch Kirchenmitarbeiter angekündigt. Der Bericht will auch die Verantwortung des früheren Erzbischofs und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, beschreiben. Erzbischof Stephan Burger hat vollständige Transparenz angekündigt. Er ist auch bundesweit für die Aufarbeitung mitverantwortlich.

Erzbistum Freiburg in Zahlen

Das Erzbistum Freiburg ist eines der größten der 27 deutschen Bistümer. Es erstreckt sich über 16.300 Quadratkilometer. Dazu gehören Schwarzwald, Bodensee und Hochrhein, Oberrheinische Tiefebene, Odenwald, die Region Hohenzollern und Taubertal. Zusammen mit der Nachbardiözese Rottenburg-Stuttgart deckt es das Gebiet des Bundeslandes Baden-Württemberg ab.

Im Bistum arbeiten knapp 400 Priester und 600 weitere hauptamtliche Seelsorger: Gemeindereferenten, Pastoralreferenten, Diakone. Hinzu kommen ehrenamtlich Engagierte.

Freiburger Münster / © FooTToo (shutterstock)
Quelle:
KNA