domradio.de: Im Stammwerk des Automobilherstellers Opel in Rüsselsheim wird es bis zum Jahresende an 20 Tagen Kurzarbeit geben. Das trifft rund 7.000 Beschäftigte. Ebenfalls gilt das für die rund zweieinhalb Tausend Mitarbeiter im Motoren - und Getriebewerk in Kaiserslautern. Was bedeutet das für die Betroffenen konkret?
Rose: Kurzarbeit ist immer eine schwierige Situation. Sie bedeutet weniger Geld, und immer schwingt die Angst mit: Wie lange geht das noch gut, wie lange werden wir hier noch arbeiten können?
domradio.de: Mit der Kurzarbeit will der Konzern eine Entlassungswelle verhindern. Sie sind Betriebsseelsorger im Bistum Essen und kennen die Nöte der Mitarbeiter bei Opel. Was sagen die Betroffenen jetzt?
Rose: In Bochum ist die Situation seit Jahren dramatisch. Eigentlich kann man es nicht mehr aushalten. Als ich vor 20 Jahren als Betriebsseelsorger begann, arbeiteten noch 20.000 Menschen im Werk. Jetzt sind es noch 3.500. Und seit 2004 ist es ein ständiges Hin und Her vom Management: Wird das Werk geschlossen oder nicht? Für die Menschen bedeutet das, dass sie keine Planungssicherheit haben. Eine dramatische Situation für die Betroffenen, die sich fragen: Wie soll ich eine Familie gründen? Wie soll ich den Alltag bestreiten, wenn ich immer wieder neu nachdenken muss, ob mein Arbeitsplatz sicher ist, ob mir nicht in einem halben Jahr wieder der Boden unter den Füßen weggezogen wird? Diese Existenzangst trägt zur Vereinsamung der Menschen bei - und das Image des Ruhrgebietes leidet auch darunter.
domradio.de: Was wünschen Sie den Mitarbeitern zum 150. Jubiläum?
Rose: Ich wünsche, dass die Marke erhalten bleibt. Und nicht nur eine Regionalmarke, sondern eine Marke, die auch stark nach außen treten kann. Ich wünsche mir, dass die Arbeitsplätze erhalten und alle Werke erhalten bleiben.
Das Gespräch führte Monika Weiß - hören Sie es hier in voller Länge nach.
Betriebsseelsorger zur Situation bei Opel
"Auch das Image des Ruhrgebiets leidet darunter"
Und wieder Opel: Ausgerechnet am Tag des 150. Firmenjubiläums gab US-Konzern General Motors bekannt, Kurzarbeit bei dem Tochterunternehmen einzuführen. "Eine dramatische Situation für die Betroffenen", so der Betriebsseelsorger des Bochumer Werks, Berthold Rose, im Interview mit domradio.de.
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