Bethlehem: Traditionelle Lieder und ein buntes Volksfest

Wo auch Muslime Weihnachten feiern

Tausende von Christen haben in Bethlehem Weihnachten gefeiert. Der lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, rief am Heiligen Abend in seiner Weihnachtspredigt zum Dialog der Religionen auf.

Autor/in:
Andrea Krogmann
Fouad Twal: Der Lateinische Patriarch von Jerusalem (KNA)
Fouad Twal: Der Lateinische Patriarch von Jerusalem / ( KNA )

Die Geburt Jesu lade dazu ein, über die fundamentalen Werte wie Frieden, Gastfreundschaft, Teilen und Bedeutung jedes einzelnen Lebens nachzudenken.

An der Christmette in der katholischen Katharinenkirche nahmen auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Bürgermeister von Bethlehem, Victor Batarseh, teil.

In sechs Sprachen, darunter in Deutsch, bat Twal die Christen in der ganzen Welt um Gebet für Frieden im Heiligen Land und im Nahen Osten. "Lasst uns nicht alleine in diesen schwierigen Situationen, betet für uns, so wie wir es auch für euch tun", bat das Oberhaupt der Katholiken des westlichen Ritus im Heiligen Land. Besonders verurteilte Twal die Gewalt auf Christen im Irak.

Die Hoffnung dieses Weihnachtsfests sei nicht nur, "dass Jerusalem die Hauptstadt zweier Nationen werde, sondern, dass sie der ganzen Welt ein Modell des guten Verständnisses und der Koexistenz der drei monotheistischen Religionen werde". In seiner Weihnachtspredigt ging der Patriarch auch auf die im Oktober beendete Nahostsynode der katholischen Kirche in Rom ein. Die Botschaft der Synode lade insbesondere zu einem vertieften Dialog mit den jüdischen und muslimischen Brüdern ein, um sich der zahlreichen gemeinsamen Werte zu besinnen. "Der Dialog", betonte Twal, "ist die Antwort auf den modernen Atheismus und auf die Fundamentalismen, die das Volk Gottes bedrohen."

In der Mitternachtsmesse wurde besonders der drei italienischen Franziskaner-Schwestern gedacht, die am Freitag im Norden Israels bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Die drei Opfer hielten sich für die Weihnachtsfeiern im Heiligen Land auf. Zwei zum Teil schwerverletzte Mitschwestern wurden in ein Krankenhaus in Haifa gebracht.

Im Anschluss an die Mitternachtsmesse zog der Patriarch in traditioneller Prozession zur Geburtsgrotte. Die Katharinenkirche war zum Gottesdienst voll besetzt. Am Nachmittag hatten Tausende bei strahlendem Sonnenschein den feierlichen Einzug des Patriarchen in Bethlehem gefeiert. Auf dem Krippenplatz wurde er von Pfadfindern und zahlreichen Besuchern empfangen. Auf der zentralen Bühne auf dem Krippenplatz sangen verschiedene Gruppen den ganzen Tag über traditionelle Weihnachtslieder.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas wurde bei seiner Ankunft in Bethlehem jubelnd begrüsst. Zusammen mit dem Patriarchen und dem Franziskaner-Kustos Pierbattista Pizzaballa weihte er am Abend das neue Besucherzentrum am Krippenplatz ein. Er hoffe, dass das nächste Jahr ein Jahr des Friedens werde, so Abbas in seiner Ansprache. Gleichzeitig äußerte der Palästinenserpräsident die Hoffnung auf einen unabhängigen palästinensischen Staat mit der Hauptstadt Jerusalem und in sicherer und stabiler Koexistenz zu Israel.

Die ganze Nacht über pilgerten zahllose Besucher zur Bethlehemer Geburtsgrotte, viele davon legten die etwa 13 Kilometer von der Jerusalemer Altstadt aus zu Fuss zurück. Am Checkpoint Bethlehem stauten sich trotz gewisser Lockerung der Kontrollen durch das israelische Militär bis in die tiefen Nachtstunden Autos und Busse.

Nach palästinensischen Angaben werden über die Weihnachtstage rund
90.000 Besucher in Bethlehem erwartet, die Hotels in der Stadt sind ausgebucht. Bis Jahresende werden rund 1,5 Millionen Besucher in der Geburtsstadt Jesu erwartet.