Besuch in Arnsberg

Wo der Dreikönigsschrein verborgen war

Ende September 1794: In Nacht- und Nebelaktionen werden in Köln über dreißig Fuhrwerke beladen, durchqueren auf holprigen Wegen das Bergische Land und das Sauerland. Ziel: Arnsberg. Im Gepäck: der Schrein und die Reliquien der Heiligen Drei Könige, der Kölner Domschatz, und das ganze Kölner Domkapitel. Allesamt auf der Flucht.

Idyllische Altstadt von Arnsberg / © St.Q.
Idyllische Altstadt von Arnsberg / © St.Q.

Im Juli 1164 brachte Rainald von Dassel die Reliquien der Heiligen Drei Könige als Kriegsbeute von Mailand nach Köln. Für sie wurden ein kostbarer Schrein und sogar eine ganze Kathedrale neu gebaut, der Kölner Dom, fortan der Mittelpunkt einer großen Pilgerbewegung.

Gut versteckt in wirren Zeiten

Bis der Schrein dann samt dem Domschatz 1794 vor Napoleons Truppen in Sicherheit gebracht werden musste. Das Kloster Wedinghausen in Arnsberg wurde für fast acht Jahre zum Versteck und zur provisorischen Residenz des Domkapitels. Es folgten die Jahre des völligen Umbruchs der alten Reichsordnung, die geistlichen Herrscher verloren ihre weltliche Macht. Deutschland wurde neu aufgeteilt, letztlich fiel das gesamte Gebiet von Kurköln an Preußen, auch das alte Herzogtum Westfalen mit Arnsberg als Residenzstadt. Die "Drei Könige" und große Teile des Domschatzes haben diese Wirren wie durch ein Wunder überstanden und gelangten teils auf Umwegen sogar wieder nach Köln. Ein Wunder auch deshalb, weil das Kloster Wedinghausen schon 1803 aufgegeben werden musste.

Wenig Spuren aber viele Legenden

„Wir sind stolz, dass wir durch unseren kleinen Beitrag helfen konnten, dass es diese Reliquien noch gibt“, erzählt mit einem Augenzwinkern Propst Hubertus Böttcher, der in der Nachfolge der früheren Klosteräbte genau an dem Altar die Eucharistie feiert, in dem möglicherweise die Gebeine der Drei Könige einst versteckt waren. Erhalten ist von damals ein kostbarer Altarstuhl, auf dem der Kölner Erzbischof während seines Exils in der Kirche saß.

Solch deutliche Spuren von damals sind selten in Arnsberg. Das Kloster Wedinghausen verfiel. Und es sind eher Legenden, auf die sich die Arnsberger berufen, wenn sie von den Verstecken erzählen, in denen der Schrein, die Heiligen Drei Könige und überhaupt der Kölner Domschatz verborgen waren.

Einstiges Versteck neues kulturelles Zentrum

 Aber genau diese Geschichten sind sehr lebendig in der Stadt und auch die Verehrung der Drei Könige. 200 Jahre nach der Aufgabe des Klosters wurden erhaltene Gebäudeteile restauriert und der Ort zu einem neuen kulturellen Zentrum der Stadt. Untergebracht ist hier auch das Stadtarchiv, dessen Leiter Michael Gosmann ständig auf Spurensuche ist. Er wüsste schon gerne, ob die mündliche Tradition, dass auch in einigen Häusern der Stadt die Reliquien versteckt waren, zutrifft. „Und im nahen Kloster Oelinghausen lag lang der Bonner Münsterschatz verborgen, auch das wäre spannend, weiter zu erforschen“, ergänzt Gosmann.

Derweil ist sich Bürgermeister Hans-Josef Vogel sehr sicher, wo der Schrein der Drei Könige stand, denn bei der Restaurierung des Klosters wurde ein Kellergewölbe gefunden, in das genau der Schrein gepasst hätte...

Arnsberg hat also viel zu erzählen, wenn es um die Drei Könige geht. Immerhin gäbe es ja auch die Drei Könige ohne Arnsberg nicht mehr. Und am besten erzählt man sich diese Geschichten am Brunnen vor dem alten Rathaus, dort lässt sich die Beschaulichkeit der Arnsberger Altstadt am besten genießen – inmitten all der möglichen Verstecke der Drei Könige. (St.Q.)

(Erstausstrahlung der Sendung am 18.7.2014)

Informationen:
Arnsberg
Propsteigemeinde Arnsberg
Kloster Wedinghausen
Kloster Oelinghausen
Führungen Kloster Oelinghausen