Bestürzung über Gewalt gegen Christen in Indien - Partner des Erzbistums vergewaltigt und verprügelt

Schreckliche Vorgänge

Mit großer Bestürzung sind im Erzbistum Köln die Nachrichten über anhaltende gewaltsame Ausschreitungen gegen Christen im indischen Bundesstaat Orissa aufgenommen worden. Das Erzbistum unterhält seit langem Kontakte zu dortigen Einrichtungen. Wie der Leiter des Pastoralzentrums in Konjamendi, Fr. Thomas Chellan, berichtete, hätten 500 Randalierer das Zentrum dem Erdboden gleichgemacht.

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pek
 (DR)

Er habe zunächst fliehen und sich zusammen mit einer Schwester bei einer befreundeten Hindufamilie in Sicherheit bringen können. Der Mob habe ihn aber dort aufgespürt. Während einige Männer ihn mit Eisenstangen schlugen und beleidigten, wurde die Schwester im Haus von anderen vergewaltigt. Anschließend wurden beide halbnackt durch die Straßen geführt. Beide befinden sich inzwischen im Krankenhaus.

In Padampur konnte Fr. Edward Sequeira SVD, ein langjähriger Projektpartner des Erzbistums, in seinem Pfarrhaus nur knapp dem Tod entkommen. Der Mob hatte das Zimmer schon mit Diesel übergossen und angezündet. Weil sie die Tür schlossen, konnte er das Feuer unbemerkt löschen. Eine junge Hindufrau, die Fr. Edward in der Betreuung eines Kinderheimes half, wurde bei ihrem Fluchtversuch festgehalten und in die Flammen geworfen.

Auch Erzbischof Raphael Chennath SVD von Cuttack-Bhubaneshwar berichtet, dass über 50 Kirchen, Konvente und Pfarrhäuser zerstört wurden. Ungezählte Wohnungen und Geschäfte seien geplündert und angezündet worden. Sein Prokurator, Fr. Bernard Digal, liege schwer verletzt im Krankenhaus. Mehr als 60.000 Christen hätten sich seit Tagen im Wald versteckt und kaum etwas zu essen. Auf mindestens drei solcher Flüchtlingscamps soll es inzwischen Angriffsversuche gegeben haben.

Fr. George Pattery SJ, Provinzial der Jesuiten in Calcutta, hatte Ende August eine dreitägige Vigilfeier in Calcutta als Solidaritätsaktion mit den leidenden Christen organisiert. Mehr als 700 Menschen kamen, um mit ihrem Gebet gegen Gewalt und Ungerechtigkeit zu klagen. Die 45.000 katholischen und protestantischen Schulen und Ausbildungseinrichtungen in Indien blieben am 29. August als Protest gegen die Gewalt geschlossen. Es war das erste Mal, dass die Kirche eine solche Aktion durchführt.

In vielen Städten haben Christen friedlich gegen die Gewalt protestiert. Das Erzbistum Köln ist mit den Diözesen in Orissa seit vielen Jahren partnerschaftlich verbunden. Die indischen Bischöfe waren oft in Köln zu Gast. 2006 hatte Nadim Ammann, Projektreferent der Diözesanstelle Weltkirche - Weltmission des Erzbistums, die Diözesen bereist und die geförderten Einrichtungen besucht. Das Erzbistum Köln hat unter anderem beim Bau der Kirche in Breka, eines Internats in Padangi und in Balliguda und des Konvents in Sankharkhole geholfen, die vom Mob zerstört wurden. Auch die Kirche von Raikia, die schon 2004 von Randalierern zerstört worden war, wurde mit Mitteln des Erzbistums wieder aufgebaut und ist nun erneut zerstört.

Unter den 35,3 Millionen Einwohnern Orissas leben etwa 446.000 Katholiken. Dort wurden seit 23. August Gotteshäuser, kirchliche Einrichtungen und zahlreiche Häuser von Christen geplündert und angezündet. Auslöser für die Ausschreitungen im von der Hindupartei BJP regierten Orissa war die Ermordung des Hindu-Führers Swami Lakshmanananda Saraswati. Obwohl sich maoistische Rebellen zu den Morden bekannten, machen nationalistische Hindu-Gruppen die Christen für die Tat verantwortlich. Angaben über Opfer und Schäden gehen weit auseinander. Bis zu 50.000 Christen befinden sich auf der Flucht.