Bestsellerautor Schröder über seine Beziehung zur Abtei Himmerod

"Ein faszinierender Ort"

Mit einem Jubiläumsjahr erinnern die Zisterzienser in Himmerod daran, dass der heilige Bernhard von Clairvaux ihren Standort vor 835 Jahren erwählte. Seit 1993 gastiert Bestsellerautor Rainer M. Schröder regelmäßig in der Abtei in der Eifel

 (DR)

KNA: Herr Schröder, was führt Sie immer wieder nach Himmerod?
Schröder: Sehnsucht. Sehnsucht nach einem Ort, der seit mehr als 800 Jahren von Gottessuche und Gotteslob geprägt ist. Der zudem auch, relativ fern von der medialen und digitalen Hektik und dem Konsumdrang unserer heutigen Zeit, ein Ort zum geistigen Atemholen ist. Ein Ort, an dem die Gebetszeiten den Tagesablauf bestimmen und nicht die Fernsehprogramme mit ihrem Müll oder die vielen anderen geisttötenden High-Tech-Aktivitäten - ich denke etwa an Facebook, Twitter, an dieses Permanent-am-Handy-Hängen, an die Sucht nach SMS und E-Mails. Himmerod ist ein Ort, an dem man gezwungen ist, sich der Stille und seinen existenziellen Lebensfragen zu stellen, sofern man sich die Ruhe nimmt und den Mut hat, sich darauf einzulassen. Aber natürlich ist da auch die in vielen Jahren gewachsene große Zuneigung und Freundschaft, die mich mit den Mönchen verbindet und mit den vielen immer wieder nach Himmerod kommenden Gästen, für die das Kloster ein wichtiger Ort in ihrem Leben ist. Ich nenne Himmerod gern meine "spirituelle Heimat", zumal sie in meinem sehr rastlosen Leben eine der wenigen festen Konstanten ist.

KNA: Ihr Roman "Das Geheimnis der weißen Mönche", erschienen 1996, spielt teilweise, Ihr vergangenes Jahr erschienener Roman "Tage der Finsternis" gänzlich in Himmerod. Warum stellen Sie insbesondere in "Tage der Finsternis" Himmerod als einen Schauplatz auch des Bösen vor?
Schröder: Auch dieser Roman ist im Grunde eine weitere Liebeserklärung an Himmerod, auch wenn es auf den ersten Blick anders erscheinen mag. In uns allen liegt doch die Anlage, den eigenen menschlichen Schwächen und womöglich auch der Versuchung des Bösen nachzugeben. Erst in der willensstarken Auflehnung gegen das Böse, im Kampf gegen das Dunkle, das in vielfacher Gestalt in unser aller Leben eindringen kann, können wir doch unseren Glauben, unseren Charakter und unsere Gottesliebe richtig unter Beweis stellen beziehungsweise erst finden - und damit auch zu uns selbst finden. Aus der mutigen Überwindung einer solchen Krise geht man dann mit erheblich erstarkter Lebenskraft hervor. Natürlich hätte ich die Handlung auch in einem fiktiven Kloster ansiedeln können. Aber dann hätte ich die Möglichkeit verschenkt, so ganz nebenher mein Publikum mit dem über 800 Jahre alten, faszinierenden Ort "Die Abtei Himmerod im Salmtal" ein wenig bekannt und damit für "mein" Kloster Werbung zu machen.

KNA: In Ihrem Nachwort zu "Tage der Finsternis" bitten Sie die Himmeroder Mönche, Ihnen nachzusehen, "dass ich den Teufel ausgerechnet über Himmerod habe herfallen lassen". Haben die Mönche es Ihnen nachgesehen?
Schröder: Die meisten haben es so gesehen, wie es von mir auch gedacht war, nämlich als Zeichen meiner tiefen Verbundenheit mit ihnen. Deshalb haben sie es mir auch nachgesehen und sich sogar darüber amüsiert, dass ich einige von ihnen mit ihren etwas schrulligen Eigenheiten im Roman habe agieren lassen. Und wer anfangs nicht ganz so vom Teufel in Himmerod angetan war, hat mir mit christlicher Großherzigkeit Absolution erteilt. Ich darf also wiederkommen.

KNA: Was wünschen Sie der Abtei Himmerod zu ihrem Jubiläumsjahr?
Schröder: Zuerst einmal weitere lebendige über 800 Jahre - und also Berufungen! Himmerod braucht eine neue Generation von Mönchen, die das Ideal des kontemplativen Zisterziensers und damit die Abtei Himmerod mit christlicher Freude und christlichem Bekenntnis am Leben erhält. Dafür muss man beten - und tatkräftig arbeiten. Deshalb wünsche ich dem verehrten Vater Abt und seinem Konvent einen brüderlichen Zusammenhalt, einen gemeinsamen starken Glauben an die Zukunft dieses geistigen Eifler Zentrums und weiterhin das Charisma, dieses Besondere ihres monastischen Lebens und das der Abtei weiterhin verlockend in die säkulare Welt auszustrahlen - auf dass viele kommen mögen, neue Mönche und neue Gäste!

Das Gespräch führte Peter de Groot.