besonders kurz vor Weihnachten

Ehrlich macht schön

Vier Kerzen brennen. Der Advent schreitet voran. Wir gehen ins Kino. Schauen mal, was so läuft. Als wir Diane Keaton und Alan Arkin im Programm entdecken, zusammen, denken wir: so schlimm kann der Film nicht sein.

Weihnachten nach Hause kommen / © Dakota Roos
Weihnachten nach Hause kommen / © Dakota Roos

Alles hat seinen Preis. Vor den Film hat der liebe Gott die Kinowerbung gestellt. Unmengen von Bildern tanzen vor meinen Augen. Tun, jedes Einzelne, so, als ginge es um nichts weniger als um mein Lebensglück. Ich muss nur das richtige wagen, genug Mut haben, den Augenblick genießen. Oder das richtige Bier trinken.

Natürlich läuft auch der Edeka Weihnachtsspot, in dem ein einsamer alter Herr seine eigene Beerdigung vortäuscht. Nur damit seine drei erwachsenen Kinder ihn besuchen. 30 Millionen Mal ist das Video angeklickt. Die ganze Republik hat darüber geredet. Spätestens seit eine große Zeitung "Helfen statt heulen" titelte ist alles gesagt. oder?

Vielleicht nicht ganz. Denn die Deutsche Bahn kann auch witzig. Sie hat den Edeka Opa kurzerhand geklaut, setzt ihn in den Speisewagen und schreibt daneben: "Lieber Opa, warte nicht, bis wir zu dir kommen." Ach, wer weiß, manchmal ist die Bahn ja auch pünktlich. Dann ist Opa sicher da, bevor das Weihnachtsessen verbrutzelt ist.

Den Film darf ich aber immer noch nicht schauen. Schließlich ist bald Weihnachten.

Also öffnen sich schwere Türen, geben den Blick frei auf das kitschigste Weihnachtsatelier ever: die Kamera fährt Mengen von Weihnachtswichteln ab. Am Ende Santa Claus. Himself. Vor ihm ein uraltes Buch. Der Titel: Mach jemand eine Freude. Seite für Seite blättert das Buch Bilder von Menschen auf, die Menschen eine Freude machen: ihren Regenschirm verschenken, Smilies in den Pulverschnee malen, eine Discokugel als Überraschung für alte Damen.

Schöne Ideen. Aber , ach, ich bin kulturoptimitisch, ich glaube fest daran: dass schaffen wir Menschen ganz alleine. Und ganz ohne, dass wir vorher süße braune Brause trinken müssen.

Endlich. Der Film. Ein älteres Ehepaar quält sich mit den Weihnachtsfestvorbereitungen für die Kinder. Die erwachsenen Kinder quälen sich ins Elternhaus. Dabei soll am Ende doch nur ein schönes Fest herauskommen. Wird es auch. Aber erst nachdem vorher alles hässlich geworden ist. Erst dann kann es schön werden. Weil es erst dann ehrlich ist.

Das ist es, was schön macht: Ehrlich sein. Vielleicht nicht in der Werbung.

Aber im richtigen Leben dafür immer.