Bischof Ipolt kritisiert Rechtsextreme an Grenze zu Polen

"Beschämend für unsere Stadt"

Bischof Wolfgang Ipolt hat an der deutsch-polnischen Grenze patrouillierende Rechtsextreme scharf kritisiert. Er sei erschrocken über das Handeln der Menschen. Diese greifen wohl Flüchtlinge auf und übergeben sie der Polizei.

Bischof Wolfgang Ipolt / © Sven Döring (KNA)
Bischof Wolfgang Ipolt / © Sven Döring ( KNA )

"Beschämend für unsere Stadt Görlitz ist es, dass in den letzten Wochen rechtsradikale Gruppen in der Nacht im Grenzbereich unterwegs sind und auf eigene Faust die Polizei unterstützen wollen, indem sie Flüchtlinge aufgreifen und der Polizei manchmal unter Gewaltanwendung übergeben", schrieb Ipolt in einem Beitrag für die Zeitschrift "basis", die von der Schönstatt-Bewegung herausgegeben wird.

Ipolt hob hervor: "Ich bin erschrocken über solche nächtlichen Beschäftigungen von jungen Menschen. Was geht in ihnen vor, dass sie sich damit brüsten, ohne einen Auftrag unschuldige Menschen aufzuhalten und anzuzeigen und sich dessen zu rühmen? Es muss ihnen an jeglicher Empathie für diese Flüchtlinge mangeln."

Hilfe statt Hetze

Menschenwürdiger wäre es, so der Bischof, den auf der Flucht befindlichen Menschen in den jetzt kälter werden Nächten zum Beispiel eine warme Mahlzeit anzubieten. "Aber so weit scheint der Verstand dieser rechtsextremen Gruppen nicht zu reichen", so Ipolt.

Laut Polizei kam es in den vergangenen Tagen auch in Zittau und in Guben zu ähnlichen Aktionen von rechtsradikalen Gruppen, die sich über die sozialen Netzwerke damit brüsteten und Videos posteten. Sachsen ist neben Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern von der aktuell starken Zuwanderung über die Belarus-Route maßgeblich betroffen.

Die Bundespolizei hat eigenen Angaben zufolge im Oktober bislang 1.270 Flüchtlinge an der sächsisch-polnischen Grenze in Gewahrsam genommen und an Erstaufnahmeeinrichtungen übergeben.


Ein Wagen der Bundespolizei steht an der Grenzbrücke, die von Deutschland nach Polen führt / © Jörg Carstensen (dpa)
Ein Wagen der Bundespolizei steht an der Grenzbrücke, die von Deutschland nach Polen führt / © Jörg Carstensen ( dpa )
Quelle:
KNA