Berliner Weihbischof Heinrich zum Diözesanadministrator gewählt

Vielleicht mehr als eine Zwischenstation

Der Berliner Weihbischof Matthias Heinrich steht vor einer neuen Bewährungsprobe: Nach dem Rücktritt des schwer kranken Erzbischofs Sterzinsky wählte das Metropolitankapitel Sankt Hedwig den 56-Jährigen am Montag zum Diözesanadministrator. Ein Übergangsamt zwar, das aber angesichts des Berlin-Besuchs des Papstes im September an Gewicht gewinnt.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Zwar darf ein Diözesanadministrator keine Entscheidungen grundsätzlicher Art treffen, die den neuen Bischof langfristig binden würden. Ansonsten aber hat er die Rechte und Pflichten eines Diözesanbischofs. Und diese Autorität braucht Heinrich auch, wenn nun die letzten Entscheidungen über Orte und Dauer des Papst-Aufenthalts anstehen.



Zugute kommt dem Berliner Weihbischof dabei, dass er jetzt schon über gute Kontakte nach "ganz oben" in der katholischen Kirche verfügt. Während seiner Studienjahre von 1989 bis 1993 in Rom frühstückte er als Vize-Rektor des Priesterkollegs am Campo Santo Teutonico jeden Donnerstag mit Kardinal Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI. Auch aus seinen engen Beziehungen zum einflussreichen Kölner Kardinal Joachim Meisner macht Heinrich keinen Hehl. Er war der erste Priester, den Meisner 1981 als damaliger Berliner Bischof weihte. Bis heute ist er Meisner eng verbunden, wie der Weihbischof betont.



Vom Jugendpfarrer zum Bischof

Dass Heinrich in die kirchliche Führungsspitze berufen wurde, verdankt er sicher nicht nur diesen Beziehungen. Der gebürtige West-Berliner bewährte sich in den bald 30 Jahren seines Priesterlebens bei vielen pastoralen und administrativen Aufgaben. Die Grundlage dafür schuf ein Theologiestudium in Berlin, Paderborn, München und Maynooth in Irland, wo er bis heute gerne Urlaub macht.



Nach Priesterweihe und Kaplansjahren ernannte Meisner ihn 1984 zum Jugendpfarrer und Diözesandirektor des Päpstlichen Werks für geistliche Berufe. Später leitete Heinrich das Priesterseminar des Erzbistums, zeitweise auch die Fort- und Weiterbildung der Priester. Das Aufbaustudium in Rom schloss Heinrich 1998 mit der Promotion zum Doktor des Kirchenrechts ab. Im selben Jahr berief Sterzinsky ihn zum Diözesanrichter, seit 2003 leitet er auch das Personaldezernat. 2009 ernannte Papst Benedikt XVI. Heinrich zum Weihbischof in Berlin, wo er am 19. April desselben Jahres die Bischofsweihe erhielt.



Außenseiterchancen

Zumindest der Stimme nach bekannt ist Heinrich vielen durch Verkündigungssendungen im RBB-Hörfunk und DeutschlandRadio Kultur. Von 1996 bis 1998 war er katholischer Beauftragter beim DeutschlandRadio.



Regelmäßig meldet er sich auch in der Kolumne einer Berliner Boulevard-Zeitung zu aktuellen Streitfragen zu Wort. Jüngst verurteilte er einen Vorstoß aus der Bundesärztekammer, das Verbot aktiver ärztlicher Sterbehilfe zu lockern. Auch kritisierte er die Bundesratsinitiative des Berliner Senats, die gleichgeschlechtlichen Paare die Ehe ermöglichen soll. Er forderte zudem die Aufnahme weiterer irakischer Flüchtlinge, die wegen ihres Glaubens oder ihrer Weltanschauung verfolgt werden.



Mit seinem bischöflichen Wahlspruch hatte Heinrich die vorrangige Aufgabe des Weihbischofs unterstrichen, den Diözesanbischof bei dessen Amtspflichten zu unterstützen. "Illum oportet crescere" heißt es auf lateinisch nach einer Aussage von Johannes dem Täufer über Jesus im Johannes-Evangelium. Zu Deutsch: "Er muss wachsen (..., ich aber muss kleiner werden)."



Möglicherweise könnte Heinrich bald selbst einen derartigen "Hilfsbischof" brauchen. Kirchliche Beobachter räumen ihm zumindest Außenseiterchancen auf das Amt des Berliner Erzbischofs ein. Der Papst wird diese wichtige Personalfrage aller Voraussicht nach schneller als sonst entscheiden. Wenn seine Wahl auf Heinrich fällt, könnte ihn am 22. September ein alter Bekannter in der Bundeshauptstadt empfangen.