Berliner Pastor sieht Änderung der Polizeiarbeit bei Kirchenasyl

Neues Vorgehen?

Nachdem die Berliner Polizei einen Mann aus Afghanistan aus dem Kirchenasyl geholt hat, spricht der zuständige Gemeindepfarrer von einer veränderten Behördenpraxis. Das Vorgehen der Polizei unterscheide sich von der bisherigen Praxis.

Schild zum Kirchenasyl in einer evangelischen Kirche / © Hans-Juergen Bauer (epd)
Schild zum Kirchenasyl in einer evangelischen Kirche / © Hans-Juergen Bauer ( epd )

Das sagte der Pastor der Evangelisch-Lutherischen Dreieinigkeits-Gemeinde in Berlin-Steglitz, Gottfried Martens, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Demnach können sich Menschen im Kirchenasyl mit einem Schreiben der Kirchengemeinde eigentlich frei in der Stadt bewegen.

"Wir haben diese Praxis nie geübt, sondern sind immer sehr viel strenger gewesen", sagte Martens. Umso betrüblicher sei es, dass jetzt schon ein paar Meter Entfernung von der Kirche für eine Festnahme reichten. Er mache der Polizei aber keine Vorwürfe. Sie habe ihre Aufgabe getan, sagte Martens.

Konvertierte Christen

Zivilbeamte der Berliner Polizei hatten den Mann aus Afghanistan nach Angaben von Martens vor einer Woche außerhalb des Kirchengeländes der Gemeinde aufgegriffen. Mittlerweile befinde sich der Mann seit Donnerstag wieder in Schweden.

Er war einer von drei Afghanen, die sich vor sechs Monaten nach einem in Hamburg ergangenen Abschiebebescheid ins Kirchenasyl der Berliner freikirchlichen Gemeinde begeben hatten. Zuvor hatten die Männer jahrelang in Schweden gelebt. Dort müssen sie laut Martens die Abschiebung nach Afghanistan befürchten, wo ihnen als konvertierte Christen der Tod drohe. Wegen des Kirchenasyls hatte es Streit zwischen Hamburg und Berlin gegeben. Berlin lehnte es ab, die Männer aus dem Kirchengebäude zu holen und nach Hamburg zu überstellen.

Kirchenasyl

Beim sogenannten Kirchenasyl nehmen Gemeinden oder Ordensgemeinschaften vorübergehend Asylbewerber auf, um eine Abschiebung abzuwenden, weil diese für den Flüchtling eine Bedrohung an Leib und Leben darstellt. Schon aus dem vierten Jahrhundert ist bekannt, dass Flüchtlinge in Kirchen Schutz suchten.

Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Schlafsack und ein Rucksack liegen auf einer Kirchenbank. Im Hintergrund steht ein Zelt. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd