Berliner Kardinal Sterzinsky seit 20 Jahren Bischof

Das Hauptstadtbistum wiedervereint

Sein Amtsantritt fiel in das turbulenteste Jahr nach 1945. Nur wenige Wochen vor dem Fall der Mauer wurde Georg Sterzinsky 1989 zum Bischof geweiht und übernahm als Nachfolger des nach Köln berufenen Kardinals Joachim Meisner die Leitung des geteilten Bistums Berlin. Heute kann der 73-Jährige sein 20-jähriges Bischofsjubiläum feiern.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
 (DR)

Wie kein anderer seiner Amtsbrüder war Sterzinsky mit den Chancen und Problemen der Wiedervereinigung konfrontiert. Das Ende der DDR machte es ihm unerwarteterweise möglich, die - kirchenrechtlich nie getrennten - rund 400.000 Katholiken in Berlin, Brandenburg und Vorpommern auch tatsächlich wieder zusammenzuführen. Nicht immer gelang es, die durch Mauer und Stacheldraht 28 Jahre getrennten Kirchengemeinden wiederzuvereinen. Und bis heute ist Sterzinsky immer wieder herausgefordert, wechselseitige Vorurteile in Ost und West abzubauen.

Seine größte Herausforderung war jedoch die desolate Haushaltslage der 1994 zum Erzbistum erhobenen Diözese, die auch eine Folge der teilungsbedingten Doppelstrukturen in der Kirchenverwaltung war. Als die Finanzmisere zu Beginn dieses Jahrzehnts in aller Schärfe offenbar wurde, leitete Sterzinsky eine durchgreifende Strukturreform ein. Gemeinden wurden zusammengelegt, Kirchengebäude verkauft, Angestellte entlassen. Die Maßnahmen griffen und die Verbindlichkeiten wurden von anfangs 104 Millionen Euro - auch mit Hilfe der anderen deutschen Bistümer - erheblich reduziert.

Über das Erzbistum hinaus machte sich Sterzinsky nicht nur durch den Sanierungskurs einen Namen. In der Deutschen Bischofskonferenz leitet er die Kommission für Ehe und Familie sowie die Unterkommission «Frauen in Kirche und Gesellschaft». Zudem ist er stellvertretender Vorsitzender der Migrationskommission. Besonders zu diesen Fragen meldet er sich in der gesellschaftlichen Debatte zu Wort, wirbt für eine bessere Familienförderung und die Rechte von Asylsuchenden und Flüchtlingen. Aber auch zu anderen Themen von Abtreibung bis Zivildienst bezieht er etwa im Hörfunk regelmäßig Stellung. Zuletzt warb er - allerdings vergeblich - im Rahmen des Volksbegehrens «Pro Reli» für eine Aufwertung des Religionsunterrichts in Berlin.

Das Verhältnis zu Polen liegt dem gebürtigen Ostpreußen ebenfalls am Herzen. Beim Gedenkgottesdienst in seiner Berliner Bischofskirche zum 70. Jahrestag des Kriegsbeginns trat er für Versöhnung ein. Bei diesem Thema kann er aus persönlicher Betroffenheit sprechen. Als Zehnjähriger musste er seine Heimat verlassen und wuchs in Thüringen auf. Nach Theologiestudium und Priesterweihe in Erfurt war er unter anderem Seelsorger in Eisenach, Heiligenstadt und Jena, bevor ihn der Erfurter Bischof Joachim Wanke 1981 zu seinem Generalvikar berief.

Sterzinskys Verdienste erfuhren auch hohe staatliche Anerkennung. Im Jahr 2000 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband, die zweithöchste Auszeichnung der Bundesrepublik. Bereits 1991 berief Papst Johannes Paul II. ihn ins Kardinalskollegium.

Dabei ist Sterzinsky eher ein Mann der leisen Töne geblieben. Anders als der evangelische Berliner Landesbischof Wolfgang Huber meidet er Auftritte in Talkshows, sucht er lieber das persönliche Gespräch - auch gemäß seinem Leitwort «Deus semper maior - Gott ist immer größer».