Berliner Erzbischof feiert Karneval auch in Krisenzeiten

"Karneval öffnet den Weg in die Herzen"

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch findet es nicht unangemessen, trotz Kriegen und Krisen Karneval zufeiern. "Das geht zusammen, denn Karneval ist keine Haltung, die voraussetzt, dass es kein Leid gibt", so der Bischof.

Straßenkarneval in Köln am Rosenmontag 2018 / © ModernNomads (shutterstock)
Straßenkarneval in Köln am Rosenmontag 2018 / © ModernNomads ( shutterstock )

Beim Karneval gehe es um den Menschen, und dazu gehöre eben auch die Erfahrung des Leids, sagte der 69-Jährige der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Ich wüsste keine Zeit, in der Karneval oder andere Feste gefeiert werden, ohne dass es auch Leid, Krieg und Krankheit gibt".

Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der gebürtige Rheinländer verbringt die Karnevalstage in Köln. "Ich treffe mich mit Freundinnen und Freunden, besuche eine Sitzung und gehe im Rosenmontagszug bei der Prinzengarde mit".

Zeichen der Hoffnung setzen 

Koch verglich Karneval mit den großen christlichen Festen. "Weihnachten und Ostern feiern wir auch im Dunkel der Nacht und setzen ein Zeichen der Hoffnung." Kirche und Karneval verbinde, dass beides ein Gemeinschaftserleben und dass Freude die Grundhaltung des Lebens sei. Aber: "Kirche wie Karneval weiß, dass die Freude endlich ist. Es gibt keinen Karneval ohne Aschermittwoch."

Warum er lieber Karneval in Köln als in seiner Geburtsstadt Düsseldorf feiert? "In Düsseldorf habe ich natürlich als Kind den Karneval kennengelernt. In Köln bin ich mit dem organisierten Karneval eng verbunden seit dem Weltjugendtag", so Koch, der Generalsekretär des Kölner Weltjugendtags 2005 war. "Der Karneval hat uns damals massiv den Weg in die Herzen der Menschen geöffnet." Deshalb ist er bei einer im Rheinland wichtigen Frage zum Karneval klar: "Da ich in Köln bin, auf jeden Fall Kölsch, kein Altbier."

"Ich wör `su jään ens Weihbischof"

Seine Lieblingskarnevalsmusik? "Ich mag die Lieder, die einen melancholischen Klang haben." Zum Beispiel: "Heimweh nach Köln – Wenn ich su an ming Heimat denke". Außerdem nennt er das Lied "Ich wör `su jään ens Weihbischof" der Band Bläck Föös, das den Alltag eines Weihbischofs aufs Korn nimmt. "Das hat natürlich individuelle Gründe", sagte er schmunzelnd.

Den wenigen Jecken in seinem Bistum Berlin zollte er Respekt. "Ich bewundere die Karnevalisten hier sehr, weil es hier weniger Anerkennung und keine Mittel für ihr Engagement gibt, aber sie halten durch." Koch ist seit 2015 Erzbischof von Berlin. Zuvor war er Bischof des Bistums Dresden-Meißen sowie Weihbischof seiner Heimatdiözese Köln.

Karneval

Die "närrischen Tage" vor der am Aschermittwoch beginnenden Fastenzeit haben verschiedene Namen: Das meist in ursprünglich katholischen Gebieten veranstaltete Brauchtum heißt im Rheinland Karneval, in Mainz und Umgebung Fastnacht, im schwäbisch-alemannischen Gebiet Fasnet. Fosnat nennen es die Franken, im bayrisch-österreichischen Raum wird Fasching gefeiert. Seit dem zwölften Jahrhundert ist das Wort "Fastnacht" im Mittelhochdeutschen bekannt. Das Wort Karneval stammt wahrscheinlich vom Italienischen "carne vale", was "Fleisch, lebe wohl" bedeutet.

So farbenfroh sind die Düsseldorfer Jecken  / © Federico Gambarini (dpa)
So farbenfroh sind die Düsseldorfer Jecken / © Federico Gambarini ( dpa )
Quelle:
KNA