Berlin erinnert an 70. Jahrestag des Kriegsendes

Steinmeier: "Deutschland wird Hände seiner Partner nicht mehr loslassen"

Mit einer Gedenkstunde im Abgeordnetenhaus hat Berlin am Samstag an das Kriegsende vor 70 Jahren erinnert. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller riefen das Leid des Krieges in Erinnerung.

Steinmeier bei Gedenkveranstaltung zum Kriegsende (dpa)
Steinmeier bei Gedenkveranstaltung zum Kriegsende / ( dpa )

Vor zahlreichen Gästen, Zeitzeugen und Vertretern des Diplomatischen Corps sprachen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (beide SPD) in ihren Reden von der Zerstörung, Verzweiflung, aber auch dem Wiederaufbau in der Stadt und der Wiedereinbindung Deutschlands in die internationale Staatengemeinschaft nach dem Kriegsende 1945.

Außenminister Steinmeier: "Nie wieder"

Gerichtet an die Botschafter der USA, Russlands und Polens sowie weitere diplomatische Vertreter versicherte Außenminister Steinmeier in seiner Gedenkrede: "Die Hand, die Sie und ihre Heimatländer uns Deutschen gereicht haben, die lassen wir nicht mehr los." Deutschland müsse wegen seiner Geschichte "vielleicht sogar noch mehr als andere" Verantwortung für die wieder bedrohte internationale Friedensordnung übernehmen, sagte Steinmeier.

Das Kriegsende sei für Deutschland eine Befreiung gewesen - "auch wenn es lange gedauert hat, bis das der Selbstwahrnehmung der Mehrheit in Deutschland entsprach". In der Befreiung vom Nationalsozialismus vor 70 Jahren liege aber auch eine "Verantwortung des 'Nie wieder'". Nie wieder dürften Rassenhass und Hass gegen Minderheiten Platz in der deutschen Gesellschaft finden.

Der Bundesaußenminister zeichnete in seiner Rede auch ein Bild der Zerstörungen und Verwüstungen 1945 sowie des heutigen Berlin. "Ist es nicht beinahe unglaublich, dass wir es mit derselben Stadt zu tun haben", fragte Steinmeier: "In einem Menschenleben ist das geschehen: Von der totalen Verwüstung, die Deutschland über sich selbst und die Welt gebracht hat zu einer weltoffenen, attraktiven, pulsierenden Hauptstadt." Steinmeier sprach von "großer Freude und tiefer Dankbarkeit". Der Außenminister ging auch darauf ein, dass in Berlin inzwischen jüdisches Leben wieder aufblühe.

Berlins Bürgermeister Müller: "Ehrliches Erinnern gehört zu Berlin"

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Müller sagte, ohne die Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus und ohne die zahllosen Opfer hätte die Stadt nicht die Chance gehabt, sich zu der "vielfältigen, multikulturellen, weltoffenen und wachsenden Metropole" von heute zu entwickeln. Das offene und ehrliche Erinnern an die damaligen Ereignisse gehöre heute zu dieser Stadt, sagte Müller unter Hinweis auf zahlreiche Mahnmale und Gedenkzeichen in Berlin.

Dankbar sei man in Berlin heute all jenen, die Deutschland nach dem Krieg die Rückkehr in die Völkergemeinschaft ermöglicht hätten. "Berlin ist heute eine weltweit geachtete Hauptstadt", sagte Müller. Sich der Verantwortung für eine gerechtere und friedlichere Welt zu stellen heiße auch, heutige Flüchtlinge in der Stadt willkommen zu heißen, hob der Regierende Bürgermeister hervor.

Rahmenprogramm untermalt die Veranstaltung

Umrahmt wurde die Veranstaltung durch ein Filmdokument, eine Lesung und Musik von Dimitri Schostakowitsch. Am 16. April 1945 hatte die Rote Armee mit einem Zangenangriff auf Berlin das Ende des NS-Regimes eingeläutet. Zwei Wochen später, am 30. April, hissten sowjetische Soldaten ihre Fahne auf dem Reichstag. Am 2. Mai 1945 schließlich legten die letzten versprengten Wehrmachtsverbände in der Stadt ihre Waffen nieder.

 


Quelle:
epd