Bericht der Landesregierung zu Chancen und Problemen der Integrationspolitik

4,1 Millionen NRW-Bürger mit Zuwanderungsgeschichte

Nordrhein-Westfalen hat als erstes Bundesland einen Bericht zum Stand der Zuwanderung vorgelegt. Damit lägen "erstmalig umfassende Erkenntnisse zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Integration von Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte" vor, sagte Integrationsminister Armin Laschet am Mittwoch in Düsseldorf. Dem Bericht zufolge sind Migranten im Erwerbsleben weiterhin unterrepräsentiert. Bei den Bildungsabschlüssen liegen sie aber teilweise bereits vorn.

Autor/in:
Martin Teigeler
 (DR)

Vor allem im Erwerbsleben sind die Unterschiede zwischen Zugewanderten und deutschen Inländern den Angaben zufolge erheblich. Lag die Erwerbsquote der Deutschen (15 bis unter 65 Jahre) in Nordrhein-Westfalen bei 73,5 Prozent, so betrug sie bei den Menschen mit Zuwanderungsgeschichte 65,9 Prozent und bei den Ausländern 62,2 Prozent.

Zugewanderte sind außerdem viel häufiger Arbeiter als Angestellte. Insgesamt sind 55,5 Prozent der Erwerbstätigen in NRW Angestellte und rund ein Viertel (27,1 Prozent) Arbeiter. Bei Menschen mit Zuwanderungsgeschichte sind 49,1 Prozent Arbeiter.

Es sei wichtig, auch auf die Integrationserfolge hinzuweisen, sagte Laschet. «Es ist aufschlussreich, dass viele Eingebürgerte erstklassige Ergebnisse vorweisen. Zum Teil haben sie bessere Abschlüsse als der Durchschnitt der Deutschen», fügte der CDU-Politiker hinzu. Von «Zuwanderungswellen» könne heute keine Rede mehr sein. Im Jahr 2007 wanderten 135 500 Personen aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen ein, 125 400 zogen fort. «Bei einer Bevölkerungszahl von 18 Millionen ist das kaum noch spürbar», sagte Laschet.

Dem Bericht zugrunde liege neben anderem umfangreichen Datenmaterial eine Sonderauswertung des Mikrozensus, teilte das Ministerium mit. Dies sei eine jährliche Befragung von einem Prozent der Bevölkerung und damit repräsentativ. Laut Mikrozensus 2006 lebten in Nordrhein-Westfalen knapp 1,9 Millionen Ausländer. Mit 4,1 Millionen war die Zahl der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte mehr als doppelt so groß. Im Jahr 2006 lebten in NRW insgesamt 638 000 Menschen, die durch Einbürgerung deutsche Staatsbürger wurden.

«In Nordrhein-Westfalen leben mehr Zuwanderer der ersten Generation als zum Beispiel in den USA», sagte Laschet. «Knapp jeder siebte Einwohner Nordrhein-Westfalens, das sind 2,7 Millionen Menschen oder 14,9 Prozent der Bevölkerung, ist im Ausland geboren.» Im klassischen Einwanderungsland USA seien nur 12,6 Prozent der Bevölkerung Einwanderer der ersten Generation.

FDP-Fraktionsvize Christian Lindner bezeichnete den Bericht als «Schlüsseldokument für die weitere Diskussion in der Integrationspolitik». Der Integrationsbericht sei «nicht nur Leistungsbilanz des bislang Erreichten, sondern zugleich Impulsgeber für die Zukunft», sagte der CDU-Integrationsexperte Michael-Ezzo Solf. Beim vorschulischen Sprachunterricht werde die Koalition beispielsweise die Förderung weiter ausbauen.