Benefiz-CD für Kirchenorgel mit Lindenberg

Ein "historisch einmaliges Tondokument", wie es auf dem zugehörigen Booklet heißt. In der Tat, denn obwohl Lindenberg seine ganz persönliche Version des Weihnachtsevangeliums bereits 1973 schrieb, wurde sie noch nie auf Tonträger aufgenommen.



Entstanden ist die CD, die in einem liebevoll bebilderten und getexteten Büchlein daherkommt, durch Initiative des Musikers Gottfried Böttger, Mitbegründer des Panikorchesters und einstiger WG-Genosse Udo Lindenbergs. Nach dem Album "Alles klar auf der Andrea Doria" von 1973 ging er eigene Wege, unter anderem als Komponist, Dozent und als Hauspianist bei der Talkshow "3nach9". Und: Als Förderer der Kirchenmusik in der katholischen Kirche Sankt Ansgar/Kleiner Michel, wo er oft auftritt. Und da bei der dringend notwendigen Renovierung der Hamburger Innenstadtkirche wohl wenig für eine neue Orgel übrigbleiben wird, klopfte Böttger bei seinem alten Freund Lindenberg an - der spontan ja sagte.



So heckte Böttger zusammen mit dem Vorsitzenden des Orgelbau- und Fördervereins Norbert Wieh diese besondere Benefiz-Aktion aus. Heraus kam ein Udo-Album der etwas anderen Art. Neben der Weihnachtsgeschichte nach Udo ist auf der CD der Song "Du heißt jetzt Jeremias" vom "Andrea-Doria"-Album zu hören, außerdem verjazzte Versionen von Weihnachtsliedern, gespielt von Böttger (Klavier), Jurek Lamorski (Akkordeon) und Marc Breitfelder (Mundharmonika). Im 44-seitigen Beibuch sind neben dem Weihnachtsevangelium nach Udo auch die Versionen nach Matthäus und Lukas abgedruckt. "Das ist mein missionarischer Auftrag", sagt Gemeindereferent Norbert Wieh, der Text und Bebilderung übernahm.



"Jungs, keine Panik, ich hab "ne göttliche Nachricht für Euch"

"Denn welcher Udo-Fan liest schon die Bibel?". Die CD zeigt keine Spur seiner Bilder, den "Likörellen" a la Lindenberg, von Schlapphut oder Sonnenbrille. Ein gänzlich faltenfreier Udo blickt dem Betrachter auf dem Cover entgegen, umrahmt von himmlischen Heerscharen eines barocken Deckengemäldes. Denn Wieh hat für das Album viele Gemälde aus Kirchen und der Hamburger Kunsthalle verwendet, außerdem Udos Konterfei von der "Andrea-Doria"-Platte - alles honorarfrei, versteht sich.



Lindenbergs Weihnachtsgeschichte, in der lockeren Sprache und dem kritischen Ton der 1970er verfasst, gefiel ihm schon als junger Student, sagt Wieh. "Hier wird die Geschichte mal aus Sicht Josefs erzählt. Und trotz aller Kritik einfühlsam, wohlwollend und nicht veräppelnd." Die Aufnahme selbst entstand - wie könnte es anders sein - in Lindenbergs "Wohnzimmer", dem Kinosaal des Hamburger Hotels Atlantic. In unverkennbar leicht näselnder Manier trägt der Schöpfer sein Werk vor, texttreu, doch hin und wieder angereichert mit einem "yeah". Die drei Weisen aus dem Morgenland sind Hobbyastronomen, und die Hirten sind "völlig von den Socken", als der Stern erscheint. Erst recht, als ihnen der Engel verkündet: "Jungs, keine Panik, ich hab "ne göttliche Nachricht für Euch."



Dass am Ende die "traurigen, scheinheiligen Christen" als "lamettabehangene Alibi-Abholer einmal im Jahr" ordentlich ihr Fett abkriegen, findet Norbert Wieh völlig in Ordnung. "Das ist doch die allgemeine Kritik daran, wie heute Weihnachten gefeiert wird", meint der Theologe. "Daher müssen wir als Kirche zeigen, wo der Ursprung ist. Gerade das finde ich das Tolle an Udos Geschichte, dass man hier zeigen kann: Das ist Weihnachten."



Hinweis: "Udo Lindenberg liest die Weihnachtsgeschichte nach Udo": Gütersloher Verlagshaus 2011. 44 Seiten mit Audio-CD und vielen Abbildungen, 9,99 Euro. Bestellungen und Hör- und Leseproben unter www.kleiner-michel.de