DOMRADIO.DE: Braucht es überhaupt eine astronomische Erklärung für den Stern von Bethlehem oder belässt man es bei dem, was in der Bibel steht?
Pater Christoph Gerhard OSB (Cellerar der Abtei Münsterschwarzach und Hobby-Astrophysiker): Matthäus hat zwar den Stern von Bethlehem erwähnt, das ist ganz klar und prominent in seiner Weihnachtsgeschichte.
Aber von der astronomischen Information, die sich uns da bietet, also von den naturwissenschaftlichen harten Fakten, ist einfach zu wenig Substanz dran, dass man wirklich etwas nachweisen könnte oder auch sagen könnte, dass das der Stern von Bethlehem war. Da war Matthäus schlichtweg zu ungenau.
DOMRADIO.DE: Wie würden Sie jetzt diese neue Information bewerten, dass die astronomische Erklärung nicht überzeugend ist? Könnte es den Stern trotzdem gegeben haben?
Pater Christoph: Der Stern von Bethlehem kann natürlich da gewesen sein, aber wir können ihn nicht aus der Geschichte heraus dingfest machen nach dem, was uns Matthäus erzählt.
Ich denke auch, es ging ihm um viel mehr als nur um naturwissenschaftliche Informationen, sondern er wollte erklären, wer dieser Jesus eigentlich ist, welche Bedeutung er hat und welcher große Horizont da im Grunde genommen aufgemacht wird, nämlich ein kosmischer Horizont.
Das war für Matthäus viel wichtiger als die astronomische Information, die dahintersteckt.
DOMRADIO.DE: Für Sie ist der Stern von Bethlehem eher als Symbol zu verstehen?
Pater Christoph: Ganz klar. Das war ja etwas, was die Menschen damals, die das Evangelium gelesen haben, viel besser verstanden haben als wir vielleicht heutzutage. Der Evangelist hat ja nicht an uns heutige astronomisch Gebildete gedacht, sondern an die Menschen, die damals eher symbolisch gedacht haben.
Da war auch so ein Erscheinen von einem Stern viel wichtiger als für uns heute. Da ist nicht danach danach gefragt worden, was genau das für ein astronomisches Ereignis am Himmel war, sondern da war eher die Geschichte des Sterns von Bethlehem, als die Weisen gekommen gekommen sind und dass dieser Stern von Bethlehem eigentlich Jesus Christus ist, wichtig.
Dieser Stern geht in meinem Leben auf, wenn ich an ihn glaube. Das zu verstehen, war für die Menschen wichtig. Ich glaube, das haben sie auch viel ursprünglicher und besser verstanden als wir heute.
DOMRADIO.DE: Für die Geschichte, die darauf folgt, ist der Stern schon sehr wichtig. Denn so finden die Menschen den Stall, wo der Sohn Gottes zur Welt kommt.
Pater Christoph: Die Heiden, die von Osten her gekommen sind, haben zu Jesus gefunden und auch zum Glauben an ihn. Das ist das Wichtige für Matthäus: Wie finde ich eigentlich hin zu diesem Jesus Christus, zum Glauben?
Im Matthäusevangelium wird eine ganz große Brücke bis zum Ende geschlagen, wo dann der heidnische Hauptmann wieder unter dem Kreuz steht und sagt: Das war Gottes Sohn gewesen.
Das möchte auch Matthäus mit dieser Geschichte vermitteln, dass die Menschen einfach hinfinden zu diesem Jesus Christus als ihren Stern, als den Sohn Gottes, der sie erlöst und der sie zum Leben führt.
DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass der Stern jetzt beim Krippenspiel weggelassen wird, nachdem ein Astrophysiker gesagt hat, dass es diesen Stern von Bethlehem gar nicht gab?
Pater Christoph: Das wäre eigentlich schade, weil es ja um den wahren Stern Jesus Christus geht. Da ist dieser Stern als Bild, als Symbol ganz wichtig. Ich würde auf keinen Fall auf den Stern von Bethlehem verzichten, wobei natürlich auch klar ist, dass ich den nicht als naturwissenschaftliches Ereignis gegriffen kriege. Da würde ich dem Astrophysiker Gerhard Börner auf jeden Fall zustimmen.
Wior haben eigentlich zu wenige harte astronomische Fakten vom Matthäusevangelium her. Aber deswegen würde ich auf keinen Fall auf den Stern von Bethlehem in Krippenspielen verzichten. Es ist ein viel zu starkes, sprechendes Bild.
Das Interview führte Michelle Olion.