Benediktinermönch hält am Stern im Krippenspiel fest

"Starkes, sprechendes Bild"

Der Astro-Physiker Gerhard Börner findet den Stern von Bethlehem in der biblischen Weihnachtsgeschichte nicht überzeugend. Muss der Stern nun aus dem Krippenspiel gestrichen werden? Pater Christoph kann da beruhigen.

Sternenhimmel / © Triff (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Braucht es überhaupt eine astronomische Erklärung für den Stern von Bethlehem oder belässt man es bei dem, was in der Bibel steht?

Pater Christoph Gerhard / © Katharina Ebel (KNA)
Pater Christoph Gerhard / © Katharina Ebel ( KNA )

Pater Christoph Gerhard OSB (Cellerar der Abtei Münsterschwarzach und Hobby-Astrophysiker): Matthäus hat zwar den Stern von Bethlehem erwähnt, das ist ganz klar und prominent in seiner Weihnachtsgeschichte.

Aber von der astronomischen Information, die sich uns da bietet, also von den naturwissenschaftlichen harten Fakten, ist einfach zu wenig Substanz dran, dass man wirklich etwas nachweisen könnte oder auch sagen könnte, dass das der Stern von Bethlehem war. Da war Matthäus schlichtweg zu ungenau.

DOMRADIO.DE: Wie würden Sie jetzt diese neue Information bewerten, dass die astronomische Erklärung nicht überzeugend ist? Könnte es den Stern trotzdem gegeben haben?

Pater Christoph Gerhard OSB, Abtei Münsterschwarzach

"Das war für Matthäus viel wichtiger als die astronomische Information, die dahintersteckt."

Pater Christoph: Der Stern von Bethlehem kann natürlich da gewesen sein, aber wir können ihn nicht aus der Geschichte heraus dingfest machen nach dem, was uns Matthäus erzählt.

Ich denke auch, es ging ihm um viel mehr als nur um naturwissenschaftliche Informationen, sondern er wollte erklären, wer dieser Jesus eigentlich ist, welche Bedeutung er hat und welcher große Horizont da im Grunde genommen aufgemacht wird, nämlich ein kosmischer Horizont.

Das war für Matthäus viel wichtiger als die astronomische Information, die dahintersteckt.

DOMRADIO.DE: Für Sie ist der Stern von Bethlehem eher als Symbol zu verstehen?

Pater Christoph Gerhard OSB, Abtei Münsterschwarzach

"Dieser Stern geht in meinem Leben auf, wenn ich an ihn glaube. Das war für die Menschen wichtig, das zu verstehen und ich glaube, das haben sie auch viel ursprünglicher und besser verstanden als wir heute."

Pater Christoph: Ganz klar. Das war ja etwas, was die Menschen damals, die das Evangelium gelesen haben, viel besser verstanden haben als wir vielleicht heutzutage. Der Evangelist hat ja nicht an uns heutige astronomisch Gebildete gedacht, sondern an die Menschen, die damals eher symbolisch gedacht haben.

Internetseite der Vatikanischen Sternwarte

Das Observatorium, dessen Ursprünge bis 1582 zurückreichen, präsentiert online seine Geschichte und Forschungstätigkeit an den Standorten in Castel Gandolfo bei Rom und in Arizona. Weiter umfasst das Angebot eine Artikel-Datenbank zu Wissenschaft und Glaube, einen Pressespiegel, Informationen für Wissenschaftler, einen Podcast sowie diverse Kalender für astronomische und akademische Ereignisse. Ein Online-Shop bietet Merchandising-Artikel mit dem Logo der päpstlichen Einrichtung, die von Wissenschaftlern aus dem Jesuitenorden betrieben wird. (kna/07.04.2021)

Teleskop und Sternenhimmel / © paulista (shutterstock)

Da war auch so ein Erscheinen von einem Stern viel wichtiger als für uns heute. Da ist nicht danach danach gefragt worden, was genau das für ein astronomisches Ereignis am Himmel war, sondern da war eher die Geschichte des Sterns von Bethlehem, als die Weisen gekommen gekommen sind und dass dieser Stern von Bethlehem eigentlich Jesus Christus ist, wichtig.

Dieser Stern geht in meinem Leben auf, wenn ich an ihn glaube. Das zu verstehen, war für die Menschen wichtig. Ich glaube, das haben sie auch viel ursprünglicher und besser verstanden als wir heute.

DOMRADIO.DE: Für die Geschichte, die darauf folgt, ist der Stern schon sehr wichtig. Denn so finden die Menschen den Stall, wo der Sohn Gottes zur Welt kommt.

Pater Christoph: Die Heiden, die von Osten her gekommen sind, haben zu Jesus gefunden und auch zum Glauben an ihn. Das ist das Wichtige für Matthäus: Wie finde ich eigentlich hin zu diesem Jesus Christus, zum Glauben?

Im Matthäusevangelium wird eine ganz große Brücke bis zum Ende geschlagen, wo dann der heidnische Hauptmann wieder unter dem Kreuz steht und sagt: Das war Gottes Sohn gewesen.

Das möchte auch Matthäus mit dieser Geschichte vermitteln, dass die Menschen einfach hinfinden zu diesem Jesus Christus als ihren Stern, als den Sohn Gottes, der sie erlöst und der sie zum Leben führt.

DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass der Stern jetzt beim Krippenspiel weggelassen wird, nachdem ein Astrophysiker gesagt hat, dass es diesen Stern von Bethlehem gar nicht gab?

Pater Christoph Gerhard OSB, Abtei Münsterschwarzach

"Ich würde auf keinen Fall auf den Stern von Bethlehem verzichten, wobei natürlich auch klar ist, dass ich den nicht als naturwissenschaftliches Ereignis gegriffen kriege."

Pater Christoph: Das wäre eigentlich schade, weil es ja um den wahren Stern Jesus Christus geht. Da ist dieser Stern als Bild, als Symbol ganz wichtig. Ich würde auf keinen Fall auf den Stern von Bethlehem verzichten, wobei natürlich auch klar ist, dass ich den nicht als naturwissenschaftliches Ereignis gegriffen kriege. Da würde ich dem Astrophysiker Gerhard Börner auf jeden Fall zustimmen.

Wior haben eigentlich zu wenige harte astronomische Fakten vom Matthäusevangelium her. Aber deswegen würde ich auf keinen Fall auf den Stern von Bethlehem in Krippenspielen verzichten. Es ist ein viel zu starkes, sprechendes Bild.

Das Interview führte Michelle Olion. 

Krippe

Krippen sind Futtertröge. In der Heiligen Schrift werden sie im Zusammenhang mit der Geburt Jesu erwähnt. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." 

Als Krippe wird auch die ganze figürliche Darstellung der Geburtsszene bezeichnet. Erstmals als Abbildung des Geburtsgeschehens Jesu sind Krippen im 16. Jahrhundert in Italien und Spanien nachweisbar, bald darauf auch in Süddeutschland. 

Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore (shutterstock)
Krippendarstellung der Heiligen Familie / © Annamaria Zappatore ( shutterstock )
Quelle:
DR