Benediktinerabtei steuert im Kleinen Klimawandel entgegen

Energie aus Kuhfladen

Von dem bedrohlichen Klimawandel zeugen weltweit zunehmende Umweltkatastrophen. Auf dem am Montag begonnenen Welt-Klimagipfel in Nairobi wollen die 6.000 Teilnehmer die Weichen für eine Verminderung der Treibhausgase stellen. Ein kleiner, aber vorbildlicher Beitrag dazu kommt schon seit einiger Zeit von der Bendiktinerabtei Neuburg in Heidelberg.Idee aus 40er JahrenDie Idee, Energie aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen, hatten dort die Mönche bereits in den 40er Jahren.

 (DR)

Von dem bedrohlichen Klimawandel zeugen weltweit zunehmende Umweltkatastrophen. Auf dem am Montag begonnenen Welt-Klimagipfel in Nairobi wollen die 6.000 Teilnehmer die Weichen für eine Verminderung der Treibhausgase stellen. Ein kleiner, aber vorbildlicher Beitrag dazu kommt schon seit einiger Zeit von der Bendiktinerabtei Neuburg in Heidelberg.

Idee aus 40er Jahren
Die Idee, Energie aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen, hatten dort die Mönche bereits in den 40er Jahren. "Damals versuchten ein Mitbruder und ein Ingenieur, brennbares Biogas zu gewinnen. Doch die Sache lief nicht gut", berichtet Bruder Theodor. Heute steht der Benediktinermönch vor seiner Biogas-Anlage, die funktioniert und einen Teil der Strom- und Wärmeenergie für das seit 1130 bestehende Benediktinerkloster produziert.

Gülle, Mist und vergorene Lebensmittelreste sind wertvolle Rohstoffe. Allerdings ist eine Biogas-Anlage nötig, die Müll in Energie verwandeln kann. Seit 2001 betreibt das am Neckar liegende Kloster ein Biogas Blockheizkraftwerk. "Meine Kühe liefern Biomilch - und Biomüll", freut sich Bruder Theodor. Jede seiner 34 schwarz-weißen Kühe kennt er mit Namen - und damit sie es superbequem haben, schlafen sie auf Matratzen.

Das Geheimnis liegt in der Kraft-Wärme-Kopplung
Die Milch geht an eine Molkerei - die Gülle wandert automatisch in eine Betongrube. Von dort aus wird sie in einen 60 Kubikmeter fassenden Faulbehälter gepumpt. Getreide oder Grünzeug werden in einem so genannten Fermenter, einem luftdicht abgeschlossenen Behälter, gelagert. Ein spezielles System rührt die Masse und hält sie konstant bei 38 Grad. 20 Tage arbeiten Bakterien daran, dass sich die Gülle in Methangas verwandelt.

Das flüchtige Produkt wird in einem Gasspeicher aufgefangen. Zurück bleibt eine nährstoffreiche Masse, die als Dünger auf die Felder ausgebracht wird. Angetrieben wird der Generator des Biogas-Heizkraftwerks von einem Verbrennungsmotor. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung werden zugleich Strom und Wärme erzeugt. "Mit der Abwärme heizen wir zum Teil die Gewächshäuser sowie die Haupt- und Wirtschaftsgebäude der Abtei", erklärt Bruder Theodor. Modernere Anlagen könnten mit Gülle noch viel mehr beheizen, weiß der Mönch.

"Innerlich könnte ich heulen"
Biogas kann einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Statistisch gesehen lässt sich ein Erdgas-PKW mit dem Biogas von einem Fußballfeld Mais 50.000 Kilometer fahren. In Deutschland produzieren inzwischen rund 2.500 Biogasanlagen Strom und Wärme. Laut Fachverband Biogas in Freising könnten die Anlagen über 2,9 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren sowie eine Milliarde Kubikmeter importiertes Erdgas ersetzen.

Seit fast fünf Jahrzehnten kümmert sich Bruder Theodor um die 31 Hektar Land der Abtei. Jeden Morgen steht er um 4.45 Uhr zum Chorgebet auf, danach geht's in den Stall. Vieles in der Landwirtschaft ist nach seiner Meinung heute nicht mehr im richtigen Lot. "Innerlich könnte ich heulen", so der Mönch.

Ersparnis von 600 Megawattstunden Primärenergie
Weltweit nähmen Acker- und Weideflächen ab, Böden seien ausgelaugt und zerstört. Millionen von Menschen in den südlichen Länder quäle der Hunger, "und bei uns liegt der Heizwert von Getreide über dem Nahrungswert", beklagt der Bruder.

Umso mehr freut er sich über die ökologischen Fortschritte in seiner Heidelberger Abtei. Sie spart mittlerweile rund 600 Megawattstunden Primärenergie ein, was einer Jahresmenge von 60.000 Litern Heizöl oder dem jährlichen Energieverbrauch von 30 Haushalten entspricht. Zudem entlastet das Kloster die Atmosphäre um 170 Tonnen Kohlendioxid durch die Biogasnutzung. "Ein schöner Gedanke", betont der Mönch. Und: Durch die umweltfreundliche Technik werde der Bauernhof-Gestank bis zu 80 Prozent getilgt.