Benedikt XVI. wünscht sich eine neue Allianz zwischen Kirche und Kunst

Brückenschlag unterm Jüngsten Gericht

Papst Benedikt XVI. hat zu einer Erneuerung der Freundschaft zwischen Kirche und Kunst aufgerufen. Wenn diese Freundschaft authentisch und fruchtbar sein solle, müsse sie kontinuierlich gepflegt werden und den sozialen und kulturellen Veränderungen Rechnung tragen, sagte das Kirchenoberhaupt am Samstag in der Sixtinischen Kapelle vor rund 260 Künstlern aus aller Welt.

 (DR)

Der Papst sprach von einer "Affinität" und einem "Einklang" zwischen der Sicht des Glaubens und dem künstlerischen Weg.

Benedikt XVI. rief Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Musiker und Filmschaffende auf, sich ihrer großen Verantwortung für die Vermittlung der Schönheit bewusst zu werden. Diese könne ein Weg zu Gott sein. "Ihr seid die Hüter der Schönheit und besitzt dank eures Talentes die Möglichkeit, zum Herzen der Menschheit zu sprechen", sagte er. Die Künstler seien "Botschafter und Zeugen der Hoffnung für die Menschheit".

Zugleich warnte Benedikt XVI. vor einer "verführerischen, aber heuchlerischen" Schönheit, die bisweilen Züge einer selbstzweckhaften Obszönität oder Provokation annehme. Nötig sei ein neuer Humanismus und eine Bereitschaft der Kunst, sich den transzendenten Quellen ihres eigenen Schaffens zu öffnen. "Der Glaube nimmt nichts von Eurem Genius, Eurer Kunst weg", sagte der Papst den Künstlern.

Die Schönheit, die sich in den Werken der Natur und der Kunst widerspiegele, könne zu einem Weg zu Gott werden, weil sie neue Horizonte menschlichen Bewusstseins eröffne und alte erweitere, erläuterte Benedikt XVI. In seinen Ausführungen bezog sich der Papst auch auf den Brief Johannes Pauls II. von 1999 an die Künstler. Er verwies außerdem auf das erste derartige Treffen, zu dem Paul VI. 1964 Kunstschaffende in die Sixtinische Kapelle eingeladen hatte.

An die, "die vielleicht fern sind von religiösen Erfahrungen"
Ausdrücklich wandte sich der Papst an nichtchristliche Künstler sowie an diejenigen, "die vielleicht fern sind von religiösen Erfahrungen". Zum Abschluss erteilte er allen Anwesenden den päpstlichen Segen. Die versammelten Künstler antworteten auf seine Ansprache mit langem Applaus im Stehen. Musikalisch umrahmt wurde die Begegnung vom Chor der Sixtinischen Kapelle mit Motetten Palestrinas (1514/15-1594).

Zu Beginn des Künstlertreffens waren die Gäste am Freitag durch die
1973 von Paul VI. eröffnete Sammlung für moderne Kunst in den Vatikanischen Museen geführt worden.