Benedikt XVI. weiht Orgel und besucht Familiengrab

Wenn ein Papst das Protokoll Protokoll sein lässt

An seinem "privaten Tag" hat Papst Benedikt XVI. am Mittwoch das Grab seiner Familie im Regensburger Stadtteil Ziegetsberg besucht. Zusammen mit seinem Bruder Georg Ratzinger betete er an der Grabstätte, in der seine Eltern und seine Schwester Maria begraben sind. Das Grab war mit weißen und rosaroten Blumen geschmückt, eine Kerze brannte zum Gedenken an die Verstorbenen.

 (DR)

An seinem "privaten Tag" hat Papst Benedikt XVI. am Mittwoch das Grab seiner Familie im Regensburger Stadtteil Ziegetsberg besucht. Zusammen mit seinem Bruder Georg Ratzinger betete er an der Grabstätte, in der seine Eltern und seine Schwester Maria begraben sind. Das Grab war mit weißen und rosaroten Blumen geschmückt, eine Kerze brannte zum Gedenken an die Verstorbenen. Auf einem schlichten sandfarbenen Stein sind die Namen der Toten verewigt. Das Grab wurde bereits seit Tagen von der Polizei rund um die Uhr bewacht.

Hunderte Papst-Anhänger säumten wie schon an den Tagen zuvor die Straßen, als der Papst in einer dunklen Limousine an dem kleinen Friedhof im Regensburger Süden eintraf. Die meisten von ihnen hatten stundenlang ausgeharrt, um kurz einen Blick auf den Heiligen Vater
werfen zu können. Viele Schaulustige schwenkten gelb-weiße Vatikanfahnen. Am Mittwochvormittag hatte der Papst in der Alten Kapelle von Regensburg eine nach ihm benannte neue Orgel eingeweiht.

Orgel ist Königin der Instrumente
Vor dem Gotteshaus sprach er bei strahlendem Sonnenschein mit Wartenden und schüttelte Benedikt zahlreiche Hände. Bei der Feier betonte Benedikt XVI., die Orgel als " Königin der Instrumente" diene der Verherrlichung Gottes und der Auferbauung des Glaubens. Musik und Gesang seien mehr als eine Zierde des Gottesdienstes, sie seien selbst Vollzug der Liturgie. Gute Musik weise über das Menschliche hinaus auf das Göttliche hin. Das Kirchenoberhaupt verwies auf die große Bedeutung Regensburgs für die Kirchenmusik. Zum Abschluss der Feier führte der Organist der Stiftskirche, Norbert Düchtel, die d-Moll-Toccata von Johann Sebastian Bach auf.

Das Instrument mit 2.448 Pfeifen ist ein Geschenk der Liechtensteiner Stiftung Peter Kaiser (1793 bis 1864), die das Instrument nach dem Papst benennen und es ihm vermachen wollte.
Benedikt XVI. verfügte aber, dass die Orgel ins Eigentum des Kollegiatstifts der Alten Kapelle überzugehen habe. Die Stiftung hatte 2002 Johannes Paul II. eine Orgel in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan gewidmet. Die Orgel in der Alten Kapelle, die zu den schönsten deutschen Rokoko-Kirchen gehört, wurde von der Schweizer Firma Mathis eingebaut und intoniert. Die Kosten betrugen rund 730.000 Euro. Der Namensgeber der Stiftung war ein angesehener Pädagoge, Politiker und Historiker.

Dass der Termin in der Alten Kapelle überhaupt möglich wurde, ist ein kleines Wunder. Als Kurienkardinal mag es für Joseph Ratzinger eine Selbstverständlichkeit gewesen sein, Glocken oder Feuerwehrautos zu segnen, aber einem Papst könne man doch mit einem solchen Anliegen nicht kommen, hieß es in kirchlichen Kreisen. "Das macht der nie", musste sich Stiftsdekan Hubert Schöner sagen lassen. Gelungen ist es ihm dennoch, Benedikt XVI.
dafür zu gewinnen. Dabei mag ein besonders kurzer Draht zur päpstlichen Familie eine nicht unwesentliche Rolle gespielt haben.

Begegnungen abseits des Protokolls
Am Mittwochabend hat sich Papst Benedikt XVI. erneut über jedes Protokoll und alle Terminpläne hinweggesetzt. Er verließ vorzeitig sein Privathaus in Pentling und begab sich gemeinsam mit seinem Bruder in den Garten, wo Joseph Ratzinger mehrere Kunstwerke, darunter besonders Werke der 2001 gestorbenen Bildhauerin Christine Stadler, aufgestellt hat.

Anschließend ging er erneut auf die vor seinem Haus wartende Menschenmenge zu, schüttelte fast eine halbe Stunde lang Hände und sprach mit den Menschen. Über Mikrofon bedankte er sich noch einmal bei den Pentlinger Bürgern und betonte, dass er sich bei ihnen sehr wohl gefühlt habe. Zu der von den Pentlingern erhofften Einweihung eines neuen Spritzenhauses kam es allerdings nicht mehr. Stattdessen fuhr der Papst mit seinem Konvoi am Feuerwehrhaus und an der Kirche vorbei, um den Menschen zuzuwinken. Insgesamt dehnte Benedikt XVI. seinen Aufenthalt in Pentling um eine halbe Stunde über das Programm hinaus aus. Der Papst ist seit 1969 als Bürger in der Gemeinde Pentling gemeldet.

(ddp,KNA)