Benedikt XVI.: Gottes Wille schränkt Freiheit nicht ein

Keine "Rivalität"

Nach Ansicht von Papst Benedikt XVI. schränkt der Glaube an Gott die menschliche Freiheit nicht ein. Oft herrsche die Ansicht vor, Gott enge die Menschen in ihrem Handlungsspielraum ein und lasse eine Lebensführung nach eigenen Vorstellungen nicht zu, sagte der Papst am Donnerstag während einer Messe zum Hochfest der "Erscheinung des Herrn" im Petersdom in Rom.

 (DR)

Die Vorstellung einer "Rivalität" müsse überwunden werden, forderte Benedikt XVI in seiner Predigt. Sie mache blind und taub gegenüber den Zeichen und Worten Gottes und führe zu Unzufriedenheit und Unruhe. Der Mensch müsse sich Gott vorbehaltlos anvertrauen, um ein wahrhaft erfülltes Leben führen zu können.



Als Beispiel verwies der Papst auf die Gestalt des Herodes im Evangelium. Dieser sei nicht sympathisch und werde wegen seiner Brutalität instinktiv negativ beurteilt. Auch Herodes sei ein "Machtmensch" gewesen, der in Gott nur einen Rivalen gesehen und sich vor ihm gefürchtet habe, sagte der Papst in seiner Predigt.



Benedikt XVI. wandte sich zudem gegen eine rein wissenschaftliche Beschäftigung mit der Bibel. Gegenwärtig gebe es Tendenzen, das Wort Gottes nur noch als Gegenstand gelehrter Forschungen zu betrachten. Die Bibel werde bisweilen mehr als Thema für eine "Debatte unter Spezialisten, denn als "reicher und lebendiger Schatz" für das Leben der Kirche gesehen, kritisierte der Papst. Er erinnerte an die im Evangelium beschriebenen drei Weisen aus dem Morgenland. Sie seien keine Sternkundigen gewesen, die aus den Himmelskörpern die Zukunft gelesen hätten, um Geld zu verdienen, sondern Männer auf der Suche nach dem "ewigen Licht". Mit Theologen und Schriftgelehrten, die alle Heiligen Schriften und ihre möglichen Auslegungen kannten, seien die Sterndeuter erst nach ihrem Besuch des Jesuskindes zusammengekommen.



Den im Weihnachtsevangelium beschriebenen Stern von Bethlehem deutete der Papst als Ausdruck, dass sich in der Schönheit, Großartigkeit und Rationalität der Schöpfung die Handschrift Gottes erkennen lasse. Das Universum sei nicht zufällig entstanden, sondern durch die Weisheit, unerschöpfliche Fantasie und unendliche Liebe Gottes, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die Menschen dürften ihr Vorstellungsvermögen nicht von wissenschaftlichen Theorien einengen lassen. Solche Erklärungen reichten stets nur bis zu einem "gewissen Punkt" und könnten den letzten Sinn der Wirklichkeit nicht erfassen. Zugleich betonte der Papst, dass naturwissenschaftliche Theorien über die Entstehung des Universums nicht in Konkurrenz zum christlichen Glauben stünden.



Nach dem Angelusgebet wandte sich Papst Benedikt XVI. mit Weihnachtsgrüßen an die "Brüder und Schwestern der Ostkirchen", die nach dem alten Julianischen Kalender das Fest der Geburt Christi am 7. Januar feiern. Die Güte Gottes, die sich in Jesus Christus gezeigt habe, könne den Kirchen im Nahen Osten, die Prüfungen ausgesetzt seien, Trost geben, sagte der Papst.