Benedikt XVI. bricht eine Lanze für Pius XII.

"Wo immer möglich"

Papst Pius XII. (1939-1958) hat nach dem Urteil von Benedikt XVI. das Bestmögliche getan, um Juden vor der NS-Verfolgung zu retten. Wo immer möglich, sei Pius XII. "direkt oder durch Anweisungen an andere Personen oder Einrichtungen der katholischen Kirche" für die Juden eingetreten, sagte der Papst am Donnerstag vor Teilnehmern einer Tagung über den Pacelli-Papst in Castelgandolfo. Teils seien die Interventionen geheim und in Stille erfolgt. In der konkreten Situation sei das oft der einzige Weg gewesen, "um das Schlimmste zu verhindern und die größte Zahl von Juden zu retten", so Benedikt XVI.

 (DR)


In Rom hatte sich ein Symposium der US-Stiftung «Pave the Way» (Den Weg ebnen) seit Montag mit der Rolle von Pius XII. während der Judenverfolgung befasst. Anlass war der 50. Todestag des Papstes am 9. Oktober.

Benedikt XVI. beklagte «Defizite» in der historischen Darstellung seines Vorgängers. Bei allem, was man in den vergangenen fünf Jahrzehnten über Pius XII. geschrieben und gesagt habe, sei nicht jeder Aspekt seiner Tätigkeit als Seelsorger im rechten Licht untersucht worden. Eine Annäherung ohne ideologische Vorurteile zeige hingegen einen «noblen Papst» und einen «hohen geistlichen und menschlichen Charakter».

Von jüdischer Seite werde der «mutige und väterliche Einsatz» des Pacelli-Papstes anerkannt, betonte Benedikt XVI. Er erinnerte daran, dass bereits am 29. November 1945 eine Delegation von 80 jüdischen KZ-Häftlingen Pius XII. aufsuchten, um ihm für seine Hilfe in der Verfolgungszeit zu danken.

Benedikt XVI. äußerte die Hoffnung, dass der 50. Todestag des Pacelli-Papstes Anlass für eingehende Studien über dessen Leben und Werk sein werde. Es gelte, «die geschichtliche Wahrheit zu erkennen und jedes verbleibende Vorurteil zu überwinden».

Für Pius XII. läuft seit 1974 ein Seligsprechungsverfahren. Gegner kritisieren, der Papst habe damals nicht laut genug gegen die Ermordung der Juden im Zweiten Weltkrieg protestiert. Die Befürworter einer Seligsprechung verweisen darauf, dass durch sein Einwirken während der deutschen Besetzung Roms 1943/44 mehr als 4.000 römische Juden in kirchlichen Institutionen vor dem Zugriff der SS gerettet worden seien.