Benedikt XVI. besucht kranken Bruder in Bayern

 (DR)

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist zum ersten Mal seit seinem Rücktritt vor mehr als sieben Jahren nach Deutschland zurückgekehrt. Der gebürtige Bayer besucht in Regensburg seinen kranken Bruder Georg Ratzinger, wie Vatikan-Sprecher Matteo Bruni am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Es ist das erste Mal seit dem Rücktritt im Jahr 2013, dass der mittlerweile 93 Jahre alte Benedikt den Vatikan verlässt - abgesehen von einem Abstecher zur Sommerresidenz nach Castelgandolfo bei Rom. Er bleibe so lange "wie notwendig" in Bayern, sagte Bruni. Öffentliche Auftritte waren nicht geplant.

"Der Papst emeritus traf die Entscheidung für die Reise zu seinem Bruder nach Regensburg kurzfristig, nachdem er sich mit Papst Franziskus beraten hatte", teilte der Pressesprecher des Bistums Regensburg, Clemens Neck, mit. Er ergänzte, dass die Dauer von Joseph Ratzingers Aufenthalt sich nach dem Gesundheitszustand seines Bruders richte. "Georg ist offenbar schwer erkrankt."

Das letzte Mal als Pontifex war Benedikt 2011 in Deutschland. Zu seinem 96 Jahre alten Bruder Georg, der lange Jahre Leiter der weltberühmten Regensburger Domspatzen war, hat er ein sehr enges Verhältnis. "Es ist vielleicht das letzte Mal, dass sich die beiden Brüder, Georg und Joseph Ratzinger, in dieser Welt sehen", erklärte Neck. Die Begegnung sei ein "Herzenswunsch der beiden hochbetagten Brüder" und solle privat bleiben. 

Der Papst emeritus sei am Donnerstagvormittag auf dem Flughafen München gelandet. Dort habe ihn der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer auf der Weiterfahrt begleitet. Benedikt wohne in Regensburg im Priesterseminar in unmittelbarer Nähe zur Wohnung seines Bruders. Der Papst habe gestrahlt, als er nach dem Besuch aus dem Haus seines Bruders gekommen sei, sagte Neck. 20 bis 30 Minuten habe das Treffen gedauert. Wie lange die Brüder sich zuvor nicht gesehen hatten, wisse er nicht. Seinen 93. Geburtstag Mitte April hatte der emeritierte Papst wegen der Corona-Pandemie ohne seinen Bruder feiern müssen. (dpa, 18.6.20)