Bemühungen um Beruhigung der Lage

Gewaltausbruch in Nahost

In Nahost brennt es an mehreren Fronten. Israel und Hamas liefern sich einen neuen Schlagabtausch, aber auch in arabischen Ortschaften in Israel selbst kommt es zu Krawallen. Netanjahu bemüht sich inzwischen um eine Eindämmung des gefährlichen Großbrands.

Gewalt vor der Al Aqsa Moschee (dpa)
Gewalt vor der Al Aqsa Moschee / ( dpa )

Nach einem der schlimmsten Gewaltausbrüche seit Jahren gehen in Nahost die Bemühungen um eine Entschärfung der gefährlichen Lage weiter. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu mahnte am Sonntag zu Zurückhaltung im Konflikt mit den Palästinensern. Israel leitete eine Untersuchung von Vorwürfen ein, Grenzpolizisten hätten einen palästinensischen US-Staatsbürger verprügelt. Israels Luftwaffe und die im Gazastreifen herrschende Hamas setzten ihren Schlagabtausch trotz ägyptischer Bemühungen um eine Waffenruhe fort.

Bei dem Prügelopfer handelte sich den Berichten zufolge um den Cousin des 16-jährigen Palästinensers, der am Mittwoch tot aufgefunden wurde und nach vorläufigem Autopsiebericht bei lebendigem Leibe verbrannt ist. In Luftröhre und Lunge des 16-jährigen Mohammed Abu Chedair seien Spuren von Rauch gefunden worden, teilte der palästinensische Generalstaatsanwalt am Samstag nach einem vorläufigen Autopsiebericht mit. Von israelischer Seite gab es für die Schlussfolgerungen keine Bestätigung.

Israelische Medien zeigten ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Polizisten auf eine auf dem Boden liegende Person einschlagen und -treten. In sozialen Netzwerken kursierten Bilder des 15-jährigen Cousins mit geschwollenem Gesicht. Nach seiner Festnahme am Donnerstag wurde er am Sonntag wieder auf freien Fuß gesetzt. Das Washingtoner Außenministerium verlangte am Samstagabend eine rasche Untersuchung des Vorfalls. Israelische Medien zitierten Vertreter der Grenzpolizei mit dem Vorwurf, das Video sei "manipuliert" worden.

Auch am Sonntag flogen die Geschosse weiter

Erstmals seit dem letzten großen Schlagabtausch zwischen Hamas und Israel im November 2012 wurde am Samstagabend wieder die israelische Wüstenstadt Beerscheva beschossen. Auch nach Ablauf eines israelischen Ultimatums am Samstag feuerten militante Palästinenser weiter Raketen auf israelische Ortschaften. Auch am Sonntag flogen die Geschosse weiter.

Israels Luftwaffe griff in der Nacht zum Sonntag erneut Hamas-Ziele im Gazastreifen an. Beide Seiten betonen allerdings, sie seien nicht an einer weiteren Eskalation der Lage interessiert. Nach Angaben der israelischen Armee schlugen am Freitag und Samstag knapp 30 Raketen und Mörsergranaten in Israel ein. Acht weitere Geschosse seien von der Raketenabwehr abgefangen worden. Nach Medienberichten vermittelt der ägyptische Geheimdienst im Bemühen um eine Wiederherstellung der Ruhe zwischen beiden Seiten.

Auch an mehreren Brennpunkten in Israel kam es zu Ausschreitungen wütender arabischer Bürger. In arabischen Ortschaften im Norden Israels, darunter Nazareth, bewarfen Demonstranten Polizisten mit Steinen und Brandflaschen. Sie versuchten, Straßen zu blockieren und es gab Berichte über Angriffe auf jüdische Autofahrer. Die Szenen erinnerten an gewaltsame Proteste zu Beginn des Palästinenseraufstands im Herbst 2000. Damals waren 13 israelische Araber von der Polizei getötet worden.

Sorge vor einem neuen Palästinenseraufstand

Die jüngste Welle der Gewalt nährt die Sorge vor einem neuen Palästinenseraufstand. Auslöser waren der Mord an drei israelischen Teenagern im Westjordanland sowie der mutmaßliche Rachemord an dem palästinensischen Jugendlichen. Seine Familie beschuldigt israelische Siedler, ihn entführt und ermordet zu haben. Israels Polizei ermittelt weiter und betont, auch ein krimineller Hintergrund sei nicht auszuschließen.

"Die Erfahrung lehrt, dass man in solchen Momenten mit Selbstkontrolle und Verantwortung vorgehen muss, ohne Hetze und übertriebene Hast", sagte Netanjahu am Sonntag bei einer Regierungssitzung in Jerusalem zu der Lage in der Region. Er rief arabische Würdenträger dazu auf, sich für eine Mäßigung einzusetzen. "Wer gegen das Gesetz verstößt, wird festgenommen und hart bestraft", drohte Netanjahu gleichzeitig.


Quelle:
dpa