Belgischer Bischof appelliert für mehr Kollegialität

Vor der Bischofssynode

Vor der vatikanischen Bischofssynode über Ehe und Familie kritisiert der belgische Bischof Johan Bonny fehlende Kollegialität zwischen Bischöfen und dem Papst. Diese führten auch zu Spannungen innerhalb der katholischen Kirche.

Bischof Johan Bonny / © Max von Lachner (SW)
Bischof Johan Bonny / © Max von Lachner ( SW )

Mit dem während des Zweiten Vatikanischen Konzils praktizierten kollegialen Vorgehen sei unter den Päpsten Paul VI. und Johannes Paul II. in Fragen von Ehe, Sexualität und Familie gebrochen worden, bemängelt der Bischof von Antwerpen in einem Arbeitspapier für die Synode.

Auf der außerordentlichen Bischofssynode vom 5. bis 19. Oktober in Rom sollen die Bischöfe nach dem Wunsch von Papst Franziskus konkrete Vorschläge für einen neuen Umgang mit Familien erarbeiten.

Fragenliste zu Glaube und Familie für alle Bischöfe

Zur Vorbereitung der Versammlung hatte der Vatikan eine Fragenliste über Glaube und Familie an alle Bischöfe und Interessenten verschickt.

Die Ergebnisse diese Umfrage zeigten, dass in den westlichen Ländern bei den Themen Ehe, Familie, Partnerschaft und Sexualität eine große Kluft zwischen katholischer Lehre und den Einstellungen der Katholiken besteht.

Gerade bei den Fragen von Ehe und Familie brauche die katholische Kirche dringend eine neue und festere Grundlage kollegialer Beratung und Entscheidung, schreibt Bischof Bonny.

Schlüssel zu besserem Umgang in vielen Fragen 

Die Wiederherstellung der Kollegialität sei "der" Schlüssel zu einem besseren Umgang mit vielen Fragen in der Kirche. Zugleich räumt der Bischof ein, dass kollegiales Vorgehen kein einfacher Weg sei, da dabei neue Spannungen und Brüche auftreten könnten.

In dem 26 Seiten umfassenden Papier beklagt Bonny, dass nach dem Konzil der katholische Kurs beim Thema Familie und Sexualmoral der Kollegialität der Bischöfe entzogen und exklusiv mit dem Primat des Papstes verbunden worden sei.

Verzicht auf Konsens-Suche

Als Beispiel für den Verzicht auf Konsenssuche verweist der Bischof auf das Lehrschreiben "Humanae vitae" aus dem Jahr 1968, das Katholiken jede künstliche Empfängnisverhütung untersagt.

Dieses Dokument von Paul VI. habe inhaltlich quer zum Votum von Experten- und Bischofskommissionen, der Mehrheit der Moraltheologen, Ärzte und Wissenschaftler sowie der meisten engagierten Katholiken gestanden. Dies habe zu Spannungen, Konflikten und Brüchen geführt, die seither nicht mehr überwunden worden seien.

Persönliche Gewissensentscheidung fehlt 

Dem Schreiben "Familiaris consortio" (1981) von Johannes Paul II. wirft der Bischof von Antwerpen vor, darin komme die persönliche Gewissensentscheidung im Blick auf die Methode der Familienplanung und Geburtenkontrolle kaum vor.

"Alles steht darin im Zeichen der Wahrheit über Ehe und Fortpflanzung, so wie sie die Kirche lehrt, verbunden mit der Verpflichtung für die Gläubigen, sich diese Wahrheit zu eigen zu machen und ihr zu entsprechen."

Bischofssynode

Die katholische Bischofssynode soll die Weltkirche repräsentieren und die Kollegialität von Papst und Bischöfen unterstreichen. Als ständige Einrichtung wurde sie 1965 von Papst Paul VI. (1963-1978) auf Anregung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) geschaffen. Sie entscheidet nicht selbst, sondern berät den Papst. Dieser beruft sie ein und nimmt in der Regel an den Sitzungen teil. Bisher gaben Bischofssynoden wichtige Impulse für die Weltkirche, etwa die Anregung zum Katechismus der Katholischen Kirche.

Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode  / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus mit Teilnehmern zum Abschluss der Amazonas-Bischofssynode / © Paul Haring ( KNA )
Quelle:
epd