Beim Auftakt der Deutschen Islam Konferenz ging es gleich ans Eingemachte

Kein Schönwetter-Treffen, aber ein gemeinsamer Opernbesuch

Noch vor einer Woche hätten wohl viele Menschen den Kopf geschüttelt angesichts dieses Ergebnisses der fast dreistündigen Sitzung: «Wir würden gern gemeinsam die Oper besuchen, wenn wir alle Karten bekämen», sagt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und lächelt dabei ein wenig schelmisch.

 (DR)

Noch vor einer Woche hätten wohl viele Menschen den Kopf geschüttelt angesichts dieses Ergebnisses der fast dreistündigen Sitzung: «Wir würden gern gemeinsam die Oper besuchen, wenn wir alle Karten bekämen», sagt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und lächelt dabei ein wenig schelmisch. Die erste Deutsche Islam Konferenz, zu deren Auftakt Schäuble 30 Vertreter der Muslime und des Staates an diesem Mittwoch ins Berliner Schloss Charlottenburg geladen hat, ist überschattet von der Debatte über die Absetzung der Mozart-Oper "Idomeneo" in Berlin. Als wäre es ganz selbstverständlich betont Schäuble das "völlige Einvernehmen" der Teilnehmer: Die Deutsche Oper Berlin solle doch so bald wie möglich das Werk wieder aufführen.

Die Empörung der Öffentlichkeit hat die Konferenz souverän pariert. Der Bundesinnenminister wirkt ohnehin sehr entspannt. Ein institutionalisierter Dialog mit dem Islam sei sein Herzensanliegen, hieß es in den vergangenen Wochen aus seinem Umfeld. Jetzt hat der Dialog endlich begonnen - und wird weitergehen.

Das scheint für Schäuble eine der wichtigsten Botschaften zu sein, die er loswerden will. Die Teilnehmerliste sei zwar umstritten gewesen, sagt er mit Blick auf die scharfe Kritik der muslimischen Verbände vor der Konferenz. Doch jetzt sei sie akzeptiert worden. "Es waren alle der Meinung, dass sie das Projekt mit möglichst viel Leben erfüllen wollen."

Ebenso wichtig ist dem Minister die Basis für den Dialog: das Grundgesetz. Alle hätten ohne Vorbehalt die Verfassung als Grundlage bezeichnet. Die beiden muslimischen Vertreter, die sich nach der Sitzung der Presse stellen, bestätigen das. Die Arbeit könne nur auf Basis der Verfassung stattfinden, sagte Bekir Alboga von der Türkisch-Islamischen Union (DITIB).

Doch auch eine Prognose Schäubles hat sich schon beim ersten Treffen bewahrheitet: Es wurde keine Schönwetterveranstaltung. Alle Islam-Vertreter seien zu Wort gekommen - deshalb dauerte es auch fast eine Stunde länger als geplant - in einer sehr offenen Aussprache.
«Nicht immer nur harmonisch, aber in tolerantem Ton», sagt Schäuble und wieder umspielt ein zufriedenes Lächeln seine Lippen. Geknirscht habe es bei der Frage des Verhältnisses zwischen Frauen und Männern und der Freiheit muslimischer Mädchen, an allen Schulfächern teilnehmen zu dürfen.

Vor allem aber ging es um das Problem: Wer spricht für die Muslime? "Die eine Organisation ist nicht der Punkt"», macht Schäuble deutlich. Seit Tagen wurden von Parteien und muslimischen Verbänden Forderungen nach einer gemeinsamen Repräsentanz laut, damit der Islam den Kirchen rechtlich gleichgestellt werden könne.

Für den Verfassungsminister ist zu allererst klar: Das entscheidet nicht der Staat. Diese Frage müssten die Muslime untereinander diskutieren. Da halte sich der Staat zurück. Alboga gibt zu, dass die Muslime daran noch hart arbeiten müssen. Den selbstbewussten Anspruch der türkischen DITIB, diese Rolle für die Muslime in Deutschland zu übernehmen, formuliert er jedoch klar. Ganz nebenbei wirft Schäuble ein, er wisse nicht, ob alle Muslime damit einverstanden wären.

So entscheidend in Deutschland die Frage des Rechtsstatus des Islam gewichtet wird, im Ausland interessiert die Opernabsetzung mehr. Auf die Frage einer britischen BBC-Journalistin muss Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) noch einmal zugeben, dass es keine konkreten Hinweise auf Anschlagspläne gab und murmelt etwas von den Mohammed-Karikaturen, deren Abdruck ja auch viele Zeitungen abgelehnt hätten.

Nach Schäubles Verständnis hat die Opern-Geschichte schon viel zu viel Staub aufgewirbelt. Ob er sich auf englisch zur Absetzung äußern könne? Da schmunzelt er wieder. «Ich bin ja schon froh, wenn ich nicht singen muss. Und das wäre bei einer Mozart-Oper ja angemessen.»
Jutta Wagemann (epd) =