Beginen

Stichwort

In der Beginenbewegung des Mittelalters gelobten unverheiratete Frauen Armut, Keuschheit und Gehorsam, jedoch nur für die Dauer ihres Aufenthalts auf dem gemeinschaftlichen Beginenhof. Sie verdienten ihren Unterhalt mit der Tuchherstellung, mit Waschen, Klöppeln und Spinnen, pflegten Kranke und kümmerten sich um das Totengedächtnis.

 (DR)

Das Beginentum war Teil einer verbreiteten religiösen Aufbruchstimmung des hohen Mittelalters. Die Lebensweise der Beginen, im kirchenrechtlichen Niemandsland zwischen Ordensfrau und Laiin angesiedelt, verbreitete sich über ganz Europa. Beginen lebten meist gemeinschaftlich, aber nicht in einem Kloster. Die wenigsten von ihnen, vor allem die Frauen der Mittel- und Unterschicht, hatten auf einen Platz im Kloster hoffen können. Daher begannen sie, eigene Gemeinschaften zu gründen.



Alleinstehenden Frauen bot der Beginenhof ein ehrbares Lebensziel und die Gelegenheit zur Ausübung eines Berufes. Manche Gemeinschaft entfaltete eine erstaunliche wirtschaftliche Dynamik, was angesichts der engen Absatzmärkte des Mittelalters mitunter für Unruhe unter den Zünften sorgte. Wo sich die Beginen nicht zusammenschlossen, sondern über eine ganze Stadt verteilt in ihren eigenen Häusern lebten, gerieten sie rasch in den Verdacht der Ketzerei. Ähnlich den "Bettelorden", allerdings auch zahlreichen häretischen Gruppen, zogen einige von ihnen umher und standen damit außerhalb der sozialen Kontrolle.



Nach jahrzehntelanger Unentschlossenheit der Kirchenoberen verurteilte das Konzil von Vienne das Beginentum 1312 als ketzerisch. Doch nahm ein päpstliches Dekret die Beginenhöfe der Niederlande von dem Verbot aus und ersparte ihnen so die Verfolgungen, die im restlichen Europa den Untergang der Bewegung einleiteten. Nach den Wirren der Reformation und der Religionskriege zählten Ende des 17. Jahrhunderts einige Höfe, wie Gent und Mechelen, bis zu 1.200 Beginen. Die flämischen Beginenhöfe wurden 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO ernannt.