Beeinträchtigung führt auch in GenZ zu Diskriminierung

"Inklusionsbarometer Jugend"

Es wird besser. Das möchten viele Menschen glauben, wenn es etwa um den Umgang mit Behinderung geht. Allerdings werden beeinträchtigte Jugendliche besonders oft diskriminiert. Und sie sorgen sich um noch mehr Ausgrenzung.

Symbolbild Rollstuhlfahrerin vor einem Hindernis / © gillmar (shutterstock)
Symbolbild Rollstuhlfahrerin vor einem Hindernis / © gillmar ( shutterstock )

85 Prozent der Jugendlichen mit Beeinträchtigung in Deutschland haben nach eigenen Worten bereits diskriminierende Erfahrungen gemacht. Das sind deutlich mehr als unter den Jugendlichen ohne Beeinträchtigung (61 Prozent), wie aus dem "Inklusionsbarometer Jugend" hervorgeht, das die Aktion Mensch am Dienstag in Bonn veröffentlichte. Es handelt sich laut Angaben um die erste bundesweite Vergleichsstudie zu Teilhabechancen von jungen Menschen (14 bis 27 Jahre) mit und ohne Beeinträchtigung.

Ein Drittel derjenigen mit Beeinträchtigung gab zudem an, für die Zukunft noch mehr Ausgrenzung zu befürchten. Diese Zahlen zeigten, dass es noch ein weiter Weg sei, "bis Vielfalt mehrheitlich als normal oder gar als Vorteil für unsere Gesellschaft wahrgenommen wird", sagte die Sprecherin der Sozialorganisation, Christina Marx.

Mehr Barrierefreiheit - weniger Einsamkeit

Untersucht wurde die Wahrnehmung sozialer Beziehungen, des Alltagslebens, der Selbstbestimmung, individueller Entfaltung und Nichtdiskriminierung, wie es hieß. Alle befragten Jugendlichen hätten etwa ähnliche Vorlieben bei der Freizeitgestaltung geäußert - doch diejenigen mit Beeinträchtigung hätten weniger Möglichkeiten, diese gleichberechtigt wahrzunehmen, "beispielsweise aufgrund des eklatanten Mangels an Barrierefreiheit".

Besonders zufrieden zeigte sich die "GenZ" laut Befragung mit ihren sozialen Beziehungen. Allerdings drohe Menschen mit Beeinträchtigung eine Negativspirale ab dem Jugendalter: 27 Prozent von ihnen sagten, ihnen falle es schwer, neue Freundschaften zu schließen. 26 Prozent fühlen sich einsam; das sind doppelt so viele wie unter den Befragten ohne Beeinträchtigung (13 Prozent). Mehr als jede und jeder Zweite mit einer Beeinträchtigung gab an, es werde einem häufig zu wenig zugetraut.

Inklusion als lebenslanges Projekt

Für einen Wandel sei die gesamte Gesellschaft gefragt, mahnte Marx. Inklusion brauche es in allen Lebensbereichen. "Wenn gleichberechtigtes Miteinander von Geburt an gelernt und gelebt wird, profitieren alle davon und die Diskriminierungsspirale beginnt gar nicht erst." - Befragt wurden laut Angaben 1.442 Personen im Alter von 14 bis 27 Jahren, davon 718 mit und 724 ohne Beeinträchtigung. 

Inklusion

Inklusion heißt wörtlich übersetzt Zugehörigkeit, also das Gegenteil von Ausgrenzung. Wenn jeder Mensch – mit oder ohne Behinderung – überall dabei sein kann, in der Schule, am Arbeitsplatz, im Wohnviertel, in der Freizeit, dann ist das gelungene Inklusion.

 Inklusion  / © Fredrik von Erichsen (dpa)
Inklusion / © Fredrik von Erichsen ( dpa )
Quelle:
KNA