Der Sprecher des deutschen UNESCO-Komitees, Dieter Offenhäußer, sagte nach der Entscheidung am Samstag, der offizielle Titel lautet "Buchen-Urwälder in den Karpaten und alte Buchenwälder in Deutschland". In den Bundesländern wurde diese Mitteilung mit großer Freude aufgenommen. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) sprach von einem enormen Imagegewinn für die Naturschätze Deutschlands.
Die Auszeichnung bedeute für diese Regionen "weltweite Anerkennung, große Aufmerksamkeit und viel Verantwortung für nachhaltige Entwicklung der Wälder", sagte Offenhäußer. Die Entscheidung über die Auszeichnung war am Freitagabend in Paris vertagt worden, weil das Komitee über einen geeigneten Namen für das erweiterte Weltnaturerbe beriet. Die Karpaten-Buchenwälder in der Ukraine und der Slowakei waren bereits vor knapp vier Jahren zum Weltnaturerbe erklärt worden.
Den Titel tragen nunmehr Buchenwälder im Nationalpark Jasmund auf Rügen und im Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern, im Brandenburger Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, im Nationalpark Hainich in Thüringen sowie im hessischen Nationalpark Kellerwald-Edersee. Zusammen umfassen die alten, naturbelassenen Wälder rund 4.400 Hektar.
Deutliches Zeichen für Verantwortung
NABU-Präsident Olaf Tschimpke sagte in Berlin, damit seien diese Gebiete gleichgestellt mit der Serengeti in Ostafrika und dem Yellowstone Nationalpark in den USA. Zugleich sei es ein deutliches Zeichen für die Verantwortung, die "wir für diesen weltweit bedrohten Lebensraum tragen. Diese müssen wir ernst nehmen." Alte Buchenwälder gehörten zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen der Erde.
Deutschland liege im Zentrum des natürlichen Verbreitungsgebiets der Rotbuche und beherberge etwa ein Viertel ihres Gesamtvorkommens. Besonders bedroht seien alte, naturnahe Buchenwälder mit urwaldähnlichen Strukturen und einer enormen Artenvielfalt von mehr als 4.000 Pflanzen und 6.700 Tierarten. "Solche Buchenwälder gibt es in Deutschland nur noch auf 0,16 Prozent der Waldfläche, dabei wäre die Bundesrepublik von Natur aus zu mehr als der Hälfte ein Buchenurwald", erklärte der NABU-Chef.
Hessens Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) sagte, es sei auch eine Verpflichtung, dem Schutz dieses wertvollen Buchenwaldes auch in Zukunft hohe Priorität einzuräumen. Ihr Amtskollege aus Mecklenburg-Vorpommern Till Backhaus (SPD) betonte: "Heute ist ein großer Tag für den Naturschutz." Thüringens Umweltminister Jürgen Reinholz (CDU) rechnet mit einem kräftigen Impuls sowohl für den Naturschutz als auch den Tourismus. Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) sagte, die Aufnahme sei mit einem enormen Prestigegewinn sowohl für das Land als auch für das Biosphärenreservat verbunden.
Die Buchenwälder sind damit nach der Fossilienfundstätte Grube Messel (eingeschrieben 1995), ein stillgelegter Tagebau in Hessen, und dem Wattenmeer (2009) die dritte Weltnaturerbestätte in Deutschland. Das UNESCO-Welterbeübereinkommen stellt herausragende, einmalige Natur- und Kulturgüter unter weltweiten Schutz.
Bedrohte Buchenwälder zum Weltnaturerbe erklärt
Ehrung verpflichtet
Fünf weiträumige Waldgebiete in Deutschland sind von der UNESCO in Paris zum Weltnaturerbe erklärt worden. Diese Buchenwälder befinden sich in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hessen und Thüringen.
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