Bayerns Katholiken wollen Demokratie festigen

"Eine Christenpflicht"

Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern sieht die Demokratie in Gefahr. Der Glaubwürdigkeitsverlust staatlicher und gesellschaftlicher Institutionen habe teils bedrohliche Ausmaße angenommen, heißt es in einer Erklärung.

Dunkle Wolken zwischen Katholiken und CSU / © Oliver Weiken (dpa)
Dunkle Wolken zwischen Katholiken und CSU / © Oliver Weiken ( dpa )

Diese wurde am Samstag von der Herbstvollversammlung des Gremiums in Würzburg verabschiedet. Darin wurden mehrere Gegenmaßnahmen empfohlen, darunter eine verstärkte Armutsbekämpfung und die Förderung von Qualitätsmedien.

"Schatz der Demokratie"

Der "Schatz der Demokratie" müsse neu entdeckt werden, heißt es in dem Text. Politik habe sich am Gemeinwohl zu orientieren, das aber nicht auf einen Nationalstaat begrenzt gedacht werden dürfe. Die Menschenwürde eines jeden Einzelnen müsse gewahrt werden.

Der scheidende Vorsitzende des Gremiums, Albert Schmid, erklärte den Einsatz für Demokratie zur "Christenpflicht". Der 71-jährige einstige SPD-Spitzenpolitiker zieht sich in wenigen Monaten nach acht Jahren aus dem Amt zurück. Am 25. März 2017 bestimmt die höchste gewählte Vertretung der Katholiken im Freistaat ein neues Präsidium.

Gesprächsbedarf zwischen Katholiken und der CSU

Auch nach der Würzburger Versammlung gibt es nach Ansicht führender Mitglieder des Landeskomitees Gesprächsbedarf zwischen Katholiken und der CSU. Am Freitag hatte Bayerns Justizminister Winfried Bausback (CSU) in einer Podiumsdiskussion die Flüchtlingspolitik seiner Regierung als "die einzig schlüssige Antwort" verteidigt. Bayern behandle die Flüchtlinge human und habe mehr für sie getan als jedes andere Bundesland. Seine Aussagen stießen im Plenum zum Teil auf massiven Widerspruch. Bausback zählt zu den bayerischen Spitzenpolitikern, die zuletzt kirchliche Kritik an der CSU und der Staatsregierung als überzogen zurückgewiesen hatten.

Zahlreiche Differenzen

Der Vorsitzende des Sozialausschusses im Landtag und stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees, Joachim Unterländer (CSU), wollte nach dem zweitägigen Treffen zwar nicht von einem "Zerwürfnis" zwischen seiner Partei und der katholischen Kirche sprechen. Allerdings empfahl er beiden Seiten, das Gespräch "auf jeder Ebene" zu intensivieren.                          

In Würzburg wurde zudem sichtbar, dass es nicht nur bei der Flüchtlingspolitik Differenzen gibt. Auch die bisher bekannten Pläne des bayerischen Kultusministeriums für neue Richtlinien der Sexualerziehung an Schulen halten die Katholiken in wesentlichen Aussagen für korrekturbedürftig. So würde die Vorgabe an Lehrkräfte, verschiedene Lebensentwürfe nebeneinander "ohne Wertung" im Unterricht zu behandeln, katholische Religionslehrer und Schulen in große Schwierigkeiten bringen, hieß es.


Quelle:
KNA