Bayerisches Pilgerbüro plant Reisen nach Philippi

Paulus verbindet Deutsche und Griechen

Über Philippi in Griechenland kam das Christentum einst nach Europa. Das Bayerische Pilgerbüro will dorthin nun deutsche Besucherscharen lenken und damit zugleich der strukturschwachen Region auf die Sprünge helfen.

Autor/in:
Andreas Öhler
Priester mit griechischer Flagge / © Petros Karadjias (dpa)
Priester mit griechischer Flagge / © Petros Karadjias ( dpa )

Im Jahr 49 nach Christus betraten der Apostel Paulus und seine Begleiter Silas und Thimotheos auf ihrer zweiten Missionsreise ostmazedonischen Boden. Sie kamen zunächst nach Neapolis, die heutige Hafenstadt Kavala. Von dort zogen sie weiter in die bedeutende Koloniestadt Philippi. Paulus taufte dort der Überlieferung nach eine Purpurhändlerin namens Lydia. Wenig später gründete er an dieser Stelle die erste christliche Gemeinde Europas.

Pforte für das Christentum

Philippi gilt seitdem als die Pforte, durch die das Christentum nach Europa und damit in die gesamte westliche Welt gelangte. Der Paulusbrief an die Philipper ist ein wichtiger biblischer Text im Neuen Testament. 2016 wurde die archäologische Ausgrabungsstätte von Philippi zum Unesco-Weltkulturerbe erhoben. Damit entstand ein neuer Impuls, den Tourismus im eher strukturschwachen Ostmazedonien anzukurbeln.

Denn trotz der religionshistorischen Bedeutung dieses Schauplatzes gehört Philippi mit seinen frühchristlichen Basiliken noch nicht zu den vorrangigen Touristenmagneten. Pilgergruppen - oft aus Korea - besuchen zwar mitunter die Kirche und beten am Taufbecken der Heiligen Lydia, aber als Wallfahrtsort für Katholiken aus Europa ist der Ort noch nicht optimal erschlossen. Das soll sich nun ändern.

Auf der Internationalen Touristikbörse (ITB) in Berlin kündigte das Bayerische Pilgerbüro Pläne an, Philippi künftig als Destination verstärkt anzusteuern. Ende März findet eine vom Büro organisierte Reise nach Kavala mit Multiplikatoren statt, die zur Förderung des Tourismus an diesem Ort beitragen sollen. Auch der Münchner Weihbischof Wolfgang Bischof nimmt daran teil. Das Bayerische Pilgerbüro, das zu den Marktführern in seinem Segment zählt, hofft, dass das Weltkulturerbe-Siegel hilft, Philippi auch für spirituell interessierte Touristen zu einem attraktiven Ziel zu machen.

Kooperation von deutscher Kirche und griechischer Kommune

Das Reiseunternehmen hat Philippi und Kavala bereits im Programm, allerdings nur als Station einer sechstägigen Reise "Auf Pilgerwegen in Nordgriechenland". Vertriebsleiterin Heidi Ritter kündigte auf der ITB an, dass beide Orte in Zukunft in einer Reihe mit den berühmtesten fünf Wallfahrtsorten stehen sollen: neben Lourdes, Santiago de Compostela, Fatima, Rom und dem Heiligen Land.

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Entwicklungsminister und Bundesbeauftragte für die Deutsch-Griechische Versammlung (DGV) zum wirtschaftlichen Austausch, Hans-Joachim Fuchtel, begrüßte die neue Kooperation von deutscher Kirche und griechischer Kommune: "2,2 Millionen deutsche Touristen haben vergangenes Jahr Griechenland besucht - eine Zahl, die sich sehr gesteigert hat, die für uns aber noch steigerbar ist." Beim Wander- und spirituellen Tourismus sieht er noch Potenzial. Fuchtel war es denn auch, der das Bayerische Pilgerbüro in Kavala ins Gespräch gebracht hatte.

Emmanuel Sfiatkos, Archimandrit des Ökumenischen Patriarchats in Berlin, sieht die Initiative ebenfalls mit Wohlwollen. Gefragt, ob es zu einem Konflikt käme, wenn ein römisch-katholischer Priester in der griechisch-orthodoxen Kirche einen Gottesdienst abhalten wollte, antwortet er gelassen: "Das ist alles eine Frage der Abstimmung - eine ökumenische Lösung gibt es immer."


Quelle:
KNA