Bahn bietet mehr Lohn - weiter Streit um eigenständigen Tarifvertrag

GDL will verhandeln

Kein Streik bis Montag. Manfred Schell, Vorstand der Lokführergewerkschaft GDL, will das Angebot der Bahn in einer Runde verhandeln. Die Verärgerung über das Angebot und Verhalten der Bahn sei aber groß, so Schell. Am kommenden Montag soll bei einem einzigen Termin geklärt werden, ob die Bahn einen eigenen Tarifvertrag anbietet, "der seinen Namen verdient." Das sei Vorraussetzung für weitere Verhandlungstermine.

 (DR)

Die Bahn hatte der GDL am vergangenen Mittwoch ein neues Angebot vorgelegt. Darin ist ein eigenständiger Tarifvertrag lediglich innerhalb eines gemeinsamen Tarifwerks vorgesehen. Daneben beinhaltet das neue Angebot eine Einkommenserhöhung von acht Prozent, wie Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und Personalvorstand Margret Suckale am Montag in Berlin erläuterten.

Diese acht Prozent beinhalten die bereits mit den beiden anderen Bahn-Gewerkschaften Transnet und GDBA vereinbarte Entgelterhöhung von 4,5 Prozent, weitere 2,5 Prozent durch höhere Zulagen und ein Prozent durch Veränderungen der Entgeltstruktur, wie der Bahn-Vorstand weiter erklärte. Darüber hinaus könnten die Lokführer fünf Prozent Erhöhung zusätzlich durch zwei Stunden wöchentlicher Mehrarbeit erreichen. So könne eine Entgelterhöhung von bis zu 13 Prozent erreicht werden.

Eigenständiger Tarifvertrag
GDL-Chef Schell sagte, zwar enthalte die Bahn-Offerte den Begriff "eigenständiger Tarifvertrag". Dieser solle jedoch "nur bei zeitgleicher Absicherung der Tarifeinheit der DB AG abgeschlossen werden". Auch die Entgelterhöhung von 13 Prozent sei eine "Täuschung", da ein großer Teil davon auf Mehrarbeit entfalle.

Scharfe Kritik übte Schell an Bahn-Chef Mehdorn. Der hatte am Samstag Einzelheiten des neuen Tarifangebots an die GDL öffentlich gemacht, obwohl beide Seiten darüber Stillschweigen vereinbart hatten. "Das ist ein glatter Vertrauensbruch", sagte Schell.

Dennoch will die GDL zumindest eine Verhandlungsrunde mit der Bahn aufnehmen. Sollte dabei Übereinkunft über den "eigenständigen Tarifvertrag" erzielt werden, könne über Entgelt und Arbeitszeitverbesserungen verhandelt werden. "Sollte der Bahn-Vorstand wider Erwarten den von uns geforderten eigenständigen Tarifvertrag in Abrede stellen, sind die Tarifverhandlungen in kürzester Zeit beendet", sagte Schell.

"Das hat unweigerlich neue Arbeitskämpfe zur Folge", drohte der GDL-Chef. "Wir können länger streiken, als dies Deutschland lieb ist", fügte Schell hinzu. Ab wann und in welchem Bereich die Streiks stattfinden könnten, dazu wollte er sich nicht äußern. Der GDL-Chef machte aber deutlich, dass der Ruf nach unbefristeten Streiks an der Basis immer lauter werde.