In Bad Neuenahr tagt das Kirchenparlament der evangelischen Kirche im Rheinland

Reformen, Islam, Kinderarmut

Ein Aktionsprogramm zur Verringerung der Kinderarmut und das Verhältnis von Christen und Muslimen gehören zu den Hauptthemen der rheinischen Landessynode, die ab Sonntag in Bad Neuenahr tagt. Das Parlament der 2,89 Millionen rheinischen Protestanten berät bei seinem jährlichen Treffen auch über die Gründung einer Art Pfarrer-Betriebsrat, den Umgang mit Eingetragenen Lebenspartnerschaften und interne Reformen.

 (DR)

Außerdem wird der Haushalt der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit einem Volumen von 83,1 Millionen Euro verabschiedet und die Hälfte der Kirchenleitung turnusgemäß neu gewählt.

Die Tagung der 226 Abgeordneten aus den 40 rheinischen Kirchenkreisen mit ihren 773 Gemeinden zwischen Niederrhein und Saar beginnt am Sonntagnachmittag mit einem Gottesdienst und dauert bis Freitag kommender Woche. Zum Auftakt der inhaltlichen Beratungen am Montag wird NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) in dem rheinland-pfälzischen Kurort erwartet. An diesem Tag gibt zudem Präses Nikolaus Schneider seinen Jahresbericht ab. Die Kirchenleitungs-Wahlen sind für Donnerstag geplant.

Ein Diskussionspapier zum Islam soll vor allem die Debatte innerhalb der Kirche voran bringen. Der christlich-islamische Dialog stehe "noch sehr weit am Anfang", hieß es im Vorfeld. Nötig seien weitere theologische Überlegungen und die Klärung praktischer Fragen etwa zu religiösen Schulfeiern, Trauungen und Bestattungen. An den Gesprächen wird die iranische Theologin und Juristin Hamideh Mohagheghi beteiligt. Zum Thema Kinderarmut sollen Forderungen "gegen die wachsende soziale Polarisierung" und ein Aktionsprogramm verabschiedet werden.

Einrichtung einer Pfarrvertretung
Als sicher gilt die Zustimmung des Kirchenparlaments zur Einrichtung einer Pfarrvertretung als eine Art Betriebsrat der rund 2.000 ordinierten Theologen. Lebhafte Debatten erwarten Beobachter dagegen zur Neuorganisation des Düsseldorfer Landeskirchenamtes, das von einer Unternehmensberatung unter die Lupe genommen wurde. Das Amt soll unter anderem durch eine andere Aufgabenverteilung und eine neue Leitungsebene effizienter werden. Umstritten ist zudem die von der Landeskirche geplante Zentralisierung der Rechnungsprüfung.

Die Synode will bei ihren einwöchigen Beratungen auch eine Neuorganisation der Polizeiseelsorge auf den Weg bringen: Sie soll sich künftig nicht mehr an kirchlichen, sondern an polizeilichen Strukturen orientieren. Auch fünf neue Stellen für die Polizeiseelsorge sind geplant. Eher "exotisch" ist nach den Worten eines Sprechers die Debatte über eine Gleichstellung Eingetragener Lebenspartnerschaften mit Eheleuten bei der Versorgung von Pfarrern und Kirchenbeamten. Bislang sind nur zwölf Fälle aktenkundig, die davon profitieren würden.

Neu bestimmt werden acht der 16 Kirchenleitungsmitglieder, darunter die hauptamtlichen Abteilungsleiter Christian Drägert, Jürgen Dembek und Wilfried Neusel. Der Ökumene-Experte Neusel steht als einziger nicht zur Wiederwahl, er wechselt im März von der rheinischen Landeskirche zum Evangelischen Entwicklungsdienst (EED).

Die Kirchenleitung ist nach der Synode das höchste Gremium der rheinischen Kirche, ihre Mitglieder werden für acht Jahre gewählt. Die Landessynode der rheinischen Kirche, die sich auf Teile von NRW, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen erstreckt, tagt in Regel einmal im Jahr, um über die wichtigsten Belange zu entscheiden.