Autorin Joana Breidenbach im domradio-Kultursonntag über ihr neues Werk

Maxikulti - Plädoyer gegen den Kampf der Kulturen

Der Kampf der Kulturen ist ein viel diskutiertes Thema. Auch in Deutschland gibt es viele Stimmen, die für eine Rückbesinnung auf unsere kulturelle Identität plädieren. In ihrem neuen Buch "Maxikulti" klärt Joana Breidenbach Missverständnisse rund um den Umgang mit der Kulturvielfalt und weist Lösungswege auf. Wer glaube, der Kampf der Kulturen sei eine unverrückbare Realität, spiele mit Feuer, so die Expertin für Globalisierung und Migration im domradio.

 (DR)

Im Zuge ihrer Recherchen für dieses Buch hat Joana Breidenbach die ganze Welt bereist. "Wenn man sich anschaut, weches Kulturbild zirkuliert und im Kampf der Kulturen propagiert wird, dann sieht man, dass es ein falsches Kulturbild ist", so die Expertn im domradio-Interview. Dieses Bild gehe von riesigen Gruppen aus, wie etwa ganze Religionsgemeinschaften und Nationen, die ein einziges gemeinsames Weltbild teilten. "Wenn man das überprüft, ist das vollkommen unhaltbar", erklärt Joana Breidenbach. Es gebe viele verschiedene soziale Milieus, die alle unterschiedliche Lebensweisen hätten. Dennoch halte sich dieses Kulturbild hartnäckig. "Das erweist sich oft als eine selbsterfüllende Prophezeiung", erläutert die Autorin. "Dazu muss man sich die Bereiche ansehen, in denen Kultur zurzeit zirkuliert."  Am Beispiel des Iraks ließe sich ein Kulturbild feststellen, dass den arabischen Raum zu einer kulturellen Einheit mache, ohne die nötige Differenzierung an den Tag zu legen."

Kulturelle Kompetenz der Hilfsorganisationen verbessern
In den letzten Jahren sei in vielen Nationen ein regelrechter "falschverstandener Multikulturismus" betrieben worden, kritisiert die Expertin. "Dadurch werden Menschen auf die Mitgliedschaft zu einer einzigen Gruppe reduziert und das zum wesentlichsten Identifikationsmerkmal gemacht", so Breidenbach weiter.

Für die Entwicklungszusammenarbeit sei es wichtig, Kultur als "dynamisch" zu verstehen. Es dürfe nicht so getan werden, als gebe es eine kausale Beziehung zwischen einer bestimmten Kultur und der Entwicklung eines Landes.
"Ich denke für Hilfsorganisationen ist es besonders wichtig zu lernen, kulturelle Statements der lokalen Eliten, mit denen sie im jeweiligen Land konfrontiert werden, genauer zu hinterfragen", appelliert die Expertin. "Selbst ein kleines Dorf in Afrika kann in sich sehr differenziert sein", betont Breidenbach. "Ich denke es ist ganz wichtig dafür zu sensibilisieren. So könnte die kulturelle Kompetenz der Hilfsorganisationen verbessert werden."

"Maxikulti" von Joana Breidenbach und Pál Nyíri ist im Campus-Verlag erschienen und kostet 19,90 EUR.