Autor beantwortet Fragen rund um Religion in 60 Sekunden

Warum ist Buddha so dick?

Wolfgang Reinbold hat ein Buch geschrieben, das viele Fragen rund um Religionen kurz und knapp beantwortet. Als Vorsitzender des Trägervereins Haus der Religionen hat er einige Geschichten zu den Weltreligionen zu erzählen.

Buddha-Statue in einem Tempel / © Fedor Selivanov (shutterstock)
Buddha-Statue in einem Tempel / © Fedor Selivanov ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wieso ist denn Buddha so dick?

Wolfgang Reinbold, Vorsitzender des Trägervereins "Haus der Religionen - Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung" / © Michael Althaus (KNA)
Wolfgang Reinbold, Vorsitzender des Trägervereins "Haus der Religionen - Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung" / © Michael Althaus ( KNA )

Wolfgang Reinbold (Autor und Professor an der Uni Göttingen): Das ist einer von vielen Fragen, die uns gestellt wurden. Dieses Buch geht zurück auf eine Radiosendung und einen Youtubekanal, den wir jetzt seit vier Jahren machen. Fragen von Zuschauern und Hörerinnen, aber auch Fragen, die uns in der Redaktion begegnen, beantworte ich immer in 60 Sekunden.

Warum der Buddha so dick ist, war eine der Fragen. Dahinter steckt natürlich das Bild, das wir aus dem Gartenzubehör-Sortiment kennen oder diese Figuren, die man in den Chinaläden und an ganz vielen Orten immer mehr sieht. Wenn man ein bisschen historisch Bescheid weiß oder wenn man auch mal in dem buddhistischen Tempel war, sieht man diese asketischen, schlanken Gestalten, die Buddha darstellen, und das Gegenstück dazu findet man beim Gartenzubehör. Wie passt das zusammen? 

Es sind verschiedene Vorstellungen ineinander geflossen. Die dicke Figur war ursprünglich, wenn ich das recht sehe, eine Art Glücksgott in China und Japan. Und der ist irgendwie mit den historischen Buddha verschmolzen. Und so hat sich dann dieses Bild und diese Figuren immer weiter verbreitet.

Buddha war ein Asket / © Purushotam Chouhan (shutterstock)
Buddha war ein Asket / © Purushotam Chouhan ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Das ist nur eine der 101 Fragen bzw Antworten, die Sie geben in dem Büchlein. Da stehen auch Fragen drin wie: Was ist eine Hiobsbotschaft? Welchen Sinn hat die Beschneidung von Jungen? Hat der Islam das Kopftuch erfunden? Oder warum klingeln eigentlich die Zeugen Jehovas immer an der Haustür? Warum denken Sie, dass Menschen das wissen sollten? Für wen ist das Buch?

Wolfgang Reinbold

"Es ist eine Mischung aus Kunst und Wahnwitz, auf manche komplizierten Fragen in 60 Sekunden zu antworten."

Reinbold: Ich mache das mit dem Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen Bremen und im Laufe von vier Jahren haben wir glaube ich 160 Folgen produziert, die man auch auf dem YouTube Kanal finden kann. Unser Gefühl war, dass diese Antworten auch als Buch funktionieren sollten, weil sie einfach in dieser kurzen Form sonst nicht zu haben sind. Es ist eine Mischung aus Kunst und Wahnwitz, auf manche komplizierten Fragen in 60 Sekunden zu antworten. 

Buddhistische Mönche / © Harald Oppitz (KNA)
Buddhistische Mönche / © Harald Oppitz ( KNA )

Und das geht nur, wenn man sehr stark elementarisiert, die wesentlichen Dinge sagt, vieles auch weglässt und einen Zugriff irgendwie findet, der das möglich macht. Und ich glaube, das ist gut gelungen. Vielleicht auch immer besser im Laufe der Zeit. 

Deshalb waren wir der Meinung, da ist einfach ein Bestand von Antworten entstanden, den sie so auch mit im Internet, mit der Suchmaschine nicht finden werden. Es macht Freude drin rum zu lesen, es lässt sich super verschenken zu allerlei Anlässen, zum Beipsiel als Urlaubslektüre. Es ist kurzweilig, denn jede Antwort dauert auch beim Lesen ja nicht länger als 60 Sekunden.

DOMRADIO.DE: Da geht es quer durch die verschiedenen Religionen. Sie sind ja auch der Gründungsvorsitzende des Trägervereins des Hauses der Religionen. Das ist ein Zentrum für interreligiöse und interkulturelle Bildung in Hannover. Hat das eine mit dem anderen was zu tun, dass Sie da ein Faible für haben?

Reinbold: Ja, sicher. Meine verschiedenen Berufe, also Professor in Göttingen, Beauftragter der Evangelischen Landeskirche und dann im Ehrenamt Vorsitzender dieses Trägervereins, die laufen ja ineinander und ergänzen sich. Und im Haus der Religionen, das übrigens bis heute das einzige seiner Art in Deutschland ist, gibt es neun Gemeinschaften, also Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten, Bahai, Aleviten, Jesiden und auch die Humanisten. 

Insofern ist für mich der Kontakt mit diesen neun Gemeinschaften auch in unserer großen neuen Dauerausstellung eine alltägliche Realität. Wenn ich im Haus bin, habe ich Kontakt mit all diesen Gruppen. Im Laufe der vielen Jahre, in denen ich das jetzt mache im Interreligiösen, habe ich einfach unendlich viele Erinnerungen und Gespräche, sodass ich natürlich versuche, wenn mir Fragen nach anderen Religionsgemeinschaften gestellt werden, nicht aus dem Lexikon oder aus meiner eigenen Expertise zu antworten, sondern ich gebe Dinge wieder, die ich im Gespräch gelernt habe. 

Gerade mit den Buddhisten: In Hannover haben wir ja die größte buddhistische Pagode Deutschlands, wenn Sie da in den Tempel gehen, da sitzt ein riesiger Buddha. Und natürlich haben wir mit den Kolleginnen vor Ort gesprochen und all die Dinge sozusagen live gehört von denen, die diese Religion tatsächlich selbst leben.

Wolfgang Reinbold

"Wir wollten versuchen, eine Kuh zu organisieren."

DOMRADIO.DE: Sie haben auch eigene Erfahrungen damit eingebracht, nämlich zum Beispiel haben sie eine heilige Kuh selbst miterlebt. Warum sind denn Hindus die Kühe heilig?

Kühe sind im Hinduismus heilige Tiere. / © neelsky (shutterstock)
Kühe sind im Hinduismus heilige Tiere. / © neelsky ( shutterstock )

Reinbold: Das war eine denkwürdige Geschichte, die ich in guter Erinnerung habe. Als der erste Hindutempel in Hannover umzog in ein neues Gebäude, bekamen wir einen Anruf, ob wir wüssten, wo man eine Kuh herbekäme für diese Einweihung. Ich glaube, irgendjemand wollte sogar einen Elefanten haben dafür. Da haben wir dann gesagt, dass das nie funktionieren wird mit dem Zoo. 

Aber wir wollten versuchen eine Kuh zu organisieren. Und tatsächlich hat dann jemand eine kleine Kuh, aber immerhin eine Kuh, organisieren können auf einem Hänger. Und die hat dann eine wesentliche Rolle gespielt. Die Kuh ist für die Hindus ganz vieles auf einmal. Sie ist Lebensspenderin und heiliges Tier, das nicht gegessen werden darf. Und insofern spielte sie auch bei dieser Einweihung dann eine große Rolle.

Das Interview führte Elena Hong.

Quelle:
DR