Auszug aus Journalistengespräch mit Papst Franziskus auf Mexiko-Rückflug

 (DR)

Auf dem Rückflug von Mexiko nach Rom haben die mitreisenden Journalisten Papst Franziskus zu aktuellen Themen befragt. Ein Auszug aus der Dokumentation in eigener Übersetzung der Katholischen Nachrichtenagentur:

Phil Pulella (Reuters): [...] Einer der Kandidaten für das Weiße Haus, der Republikaner Donald Trump, hat unlängst in einem Interview gesagt, dass Sie ein politischer Mensch sind und er hat sogar gesagt, dass Sie eine Spielfigur, ein Werkzeug der mexikanischen Regierung in der Migrationspolitik sind. Er hat erklärt, dass er im Fall seiner Wahl eine 2.500 Kilometer lange Grenzmauer bauen will, dass er elf Millionen illegale Einwanderer deportieren und damit auch Familien auseinanderreißen will und so weiter. Also, ich würde Sie gerne fragen, was Sie von diesen Anschuldigungen gegen sich halten. Und ob ein amerikanischer Katholik für eine solche Person stimmen kann.

Papst Franziskus: Gott sei Dank hat er gesagt, dass ich politisch bin, denn schon Aristoteles definiert den Menschen als "politisches Tier". Also bin ich wenigstens ein Mensch! Und dass ich eine Spielfigur bin. Naja, vielleicht, das weiß ich nicht. Das überlasse ich eurem Urteil und dem der Leute. Und dann, jemand, der nur daran denkt, Mauern zu bauen, ganz egal wo das ist, und keine Brücken zu bauen, ist nicht christlich. Das entspricht nicht dem Evangelium. Dann, was Sie mich gefragt haben, was ich bezüglich der Wahlentscheidung raten würde: Ich mische mich da nicht ein. Ich sage nur: Wenn er diese Sachen sagt, dann ist dieser Mensch nicht christlich. Man muss aber hinsehen, ob er diese Dinge wirklich gesagt hat. Bis dahin gilt für mich der Vorbehalt des Zweifels.

Paloma Garcia Ovejero (Cope): Heiliger Vater, seit einigen Wochen herrscht in manchen lateinamerikanischen Ländern, aber auch in Europa, große Sorge wegen des Zika-Virus. Das größte Risiko haben wohl die Schwangeren. Sie haben Angst. Einige Institutionen haben Abtreibungen vorgeschlagen, oder die Vermeidung von Schwangerschaften. Kann die Kirche in diesem Fall den Begriff des "geringeren Übels" in Betracht ziehen?

Papst Franziskus: Abtreibung ist kein geringeres Übel. Es ist ein Verbrechen. Es bedeutet, einen zu töten, um einen anderen zu retten. Das ist so wie das, was die Mafia tut. Es ist ein Verbrechen, ein absolutes Übel. Bezüglich des "geringeren Übels": Eine Schwangerschaft vermeiden ist ein Fall - sagen wir es so: Es geht um einen Konflikt zwischen dem fünften und dem sechsten Gebot. Paul VI. - der Große! - hat in einer schwierigen Situation in Afrika den Nonnen erlaubt, Verhütungsmittel zum Schutz vor den Folgen von Vergewaltigungen zu nehmen. Man darf aber das Übel der Vermeidung einer Schwangerschaft, für sich genommen, nicht verwechseln mit der Abtreibung. [...] die wird, wie jede Tötung, verurteilt. Das Vermeiden einer Schwangerschaft ist hingegen kein absolutes Übel, und in gewissen Fällen, wie in dem von mir erwähnten Fall mit Paul VI., war das klar. Im Übrigen rufe ich die Mediziner auf, dass sie alles unternehmen sollen, um endlich einen Impfstoff [...] gegen diese Krankheit zu finden. (kna)