Australien begeht 100. Todestag von Ordensgründerin MacKillop

Musicalstar und Heilige im Wartestand

Ein wenig Enttäuschung und Wehmut ist in diesen Tagen in Australien zu spüren. Dort gedenken Tausende in Gottesdiensten und Andachten des 100. Todestags der Ordensgründerin Mary MacKillop. Der Grund: Viele Australier hatten auf eine Heiligsprechung zu diesem Datum gehofft. Doch MacKillop bleibt in der Warteschleife. Sie wäre die erste Heilige des Landes.

Autor/in:
Michael Lenz
 (DR)

"Es sind noch zwei wichtige Schritte nicht abgeschlossen", informiert die Vize-Postulatorin des Ordens, Schwester Maria Casey, in einer E-Mail aus Rom über den Stand des Verfahrens. Näher benennt die Ordensfrau der von MacKillopp gegründeten Josefsschwestern die Hürden nicht. Doch es fehlt wohl ein Wunder: Zu den Voraussetzungen für eine Heiligsprechung gehört laut Kirchenrecht der Nachweis zweier Wunder, die auf Fürsprache des Kandidaten bewirkt wurden. Eines wurde für MacKillop bereits anerkannt, ein weiteres harrt derzeit einer Bestätigung.

An mangelnder Verehrung liegt es sicher nicht, dass die Heiligsprechung noch auf sich warten lässt. Die am 15. Januar 1842 als Tochter einer schottischen Einwandererfamilie geborene Mackillop hat eine große Fangemeinde, wird von Katholiken weltweit verehrt. "Sogar an erstaunlichen Orten wie Russland oder China hat sie eine ergebene Anhängerschaft", meint Casey.

Faszinierte iPod-Generation
Entsprechend pilgerten Zehntausende junge Menschen vor rund einem Jahr während des Weltjugendtags in Sydney zum Grab der 1995 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochenen Schwester. Xavier Brouwer, Komponist und Autor von "Mary MacKillop - Das Musical" wundert es gar nicht, dass die iPod-Generation von einer vor 100 Jahren gestorbenen katholischen Ordensfrau fasziniert ist. Sie sei eine ganz moderne Frau gewesen, als Rucksacktouristin durch Europa gereist und habe ihr "Geschäft", wie Brouwer den Orden salopp bezeichnet, zu einem international tätigen Unternehmen ausgebaut.

Tatsächlich wäre MacKillop unter den vielen Querdenkern und Querulanten, die es unter den Heiligen der katholischen Kirche schon gibt eine Besonderheit: Sie würde zu den ganz wenigen Heiligen gehören, die zuvor förmlich von ihrem Bischof exkommuniziert waren. Mit ihrer Seelsorge- und Bildungsarbeit gingen die von ihre gegründeten Josefsschwestern dahin, wo's weh tut: in das vernachlässigte Buschland zu den armen Kindern, den Alten, den Obdachlosen.

Vorbehalte bei Konservativen
In konservativen Kirchenkreisen stieß das zupackende und unangepasste Verhalten des Ordens auf Vorbehalte: "unmöglich" und "untragbar", hieß es aus Teilen der kirchlichen Hierarchie. 1871 sprach Bischof Laurence Sheil von Adelaide wegen "Ungehorsams" gar die förmliche Exkommunikation über Mary MacKillop aus. Die Schwestern wurden in alle Winde zerstreut. Nachdem der Bischof die Strafmaßnahme auf dem Sterbebett zurückgenommen hatte, pilgerte Mary nach Rom und erreichte bei Papst Pius IX. eine Anerkennung ihrer Ordensstatuten. Die zerschlagene Gemeinschaft versammelte sich neu.

Schwester Casey erkennt auch in dieser wechselhaften Geschichte einen Anknüpfungspunkt zum 21. Jahrhundert. Die Ordensgründerin sei verteufelt und in der Öffentlichkeit diffamiert worden. Trotzdem habe sie niemals ihren tiefen Frieden und ihre Beziehung zu Gott verloren. Ein solches Leben, das auf Glauben und Werten basiere, sei auch für junge Menschen attraktiv, die solche "tief verwurzelten menschlichen Sehnsüchte" im Lebensstil von Popstars und Spitzensportlern als Idole der Moderne oft nicht fänden.

Sozial engagiert sind die Josefsschwestern auch heute noch, helfen australischen Ureinwohnern, Obdachlosen, Kindern, Opfern von Menschenhandel in Australien, Neuseeland, Irland, Peru und Osttimor.
Zudem nehmen sie öffentlich Stellung, wenn sie die soziale Gerechtigkeit in Gefahr sehen. Das kommt nicht immer gut an bei den Amtsträgern, aber um so mehr bei den Australiern. Die können es kaum noch erwarten, bis MacKillop endlich ihre Heilige wird.