Ausstellung zu Sterben in der Rockmusik

Das Lied vom Tod

"The End" der Rockband "The Doors" ist ein Lied über Tod und Verlust. Und Teil der Ausstellung "the sun ain´t gonna shine anymore". Tod und Sterben in der Rockmusik - darum geht es in einer Sonderausstellung des Kasseler Museums für Sepulkralkultur.

Autor/in:
Veronika Schütz
 (DR)

"Der Tod war nicht immer in der Rockmusik zu Hause, erst Mitte der 60er Jahre unter dem Eindruck des Vietnamkriegs und der Todeserfahrungen durch bewusstseinserweiternde Drogen änderte sich dies", sagt Thomas Mania, Kooperationspartner der Ausstellung. Vorher war gerade in der Jugendkultur der Tod tabu.

Heute dagegen ist das Thema nicht mehr wegzudenken. Beginnend mit der psychedelischen Bewegung und dem klassischen Rock schlägt die Schau einen Bogen von Punk über Heavy Metal hin zu Gothic und Hip-Hop. Verlust, gewaltsamer Tod, Todessehnsucht und Selbstmord kommen in verschiedenen Songs, aber auch auf den Plattencovern zum Ausdruck. "Die ursprünglich intime und private Auseinandersetzung mit dem Tod wird dadurch öffentlich", sagt Mania. Provokation ist ein Stichwort, das immer wieder fällt. Jugend wolle sich durch Provokation abgrenzen, sagt er.

Rund 150 Plattenhüllen mit Totenköpfen, Halbwesen, Skeletten, Grabsteinen oder Gewaltszenarien zeugen davon und bilden den optischen Schwerpunkt der Ausstellung. Manch ein Cover ist mit einem aufklappbaren Schild verdeckt. In roten Lettern heißt es darauf "für Jugendliche nicht geeignet". Zwischen den Platten-Hüllen finden sich ausgewählte, teilweise übersetzte Liedtexte.

Der Tod wird fast gewaltsam herausgeschrieen
Mit einem Audiogerät kann die dazugehörige musikalische Umsetzung gehört werden. 50 ausgewählte Songs sind es, die einen Querschnitt durch die Rockmusik von Ende der 1950er Jahre bis heute bilden. Unter den Kopfhörern ist man wieder allein mit der Musik und dem Thema Tod - "Ein Stück Intimität soll dadurch erfahren werden", sagt Mania. Präsentiert werden ruhigere Lieder, die den Verlust eines Menschen beschreiben. Aber auch die aggressive Verarbeitung des Themas wird gezeigt. Etwa in der Punkmusik. Der Tod wird dabei fast gewaltsam herausgeschrieen. Oft auch als Anklage gegen Gesellschaft und Politik.

Nicht nur die Musik, auch die Art, mit dem Tod umzugehen, ist ein Spiegel der Gesellschaft, wie die Schau beweist. Videos mit Interviews oder Konzertausschnitten vertiefen den Einblick. Der Tod in der Musik ist oft mit dem Tod der Musiker selbst verbunden, nicht zuletzt wegen des Rockermottos "live fast, die young" (lebe schnell, sterbe jung). Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrisson - auch sie haben schnell gelebt und sind jung gestorben. Drogenbesteck und Kleidungsstücke in Vitrinen an der Wand erinnern an sie und ihr teilweise exzentrisches Leben.

Christliche Motive werden als Todessymbole interpretiert
Die Faszination für die Musik kann eine Brücke sein für die Beschäftigung mit dem Sterben. "Gerade Jugendliche in der Pubertät sind oft auf der Suche nach Sinn und beschäftigen sich daher auch mit dem Tod", sagt Mania. In der Musik werden sie teilweise fündig.

Der Halt, den sonst der Glaube bietet, wird hier durch die Musik ersetzt. "Kreuze, Grabsteine und christliche Motive werden zwar oft auf Covern verwendet, werden aber meist nicht im Sinne der Auferstehungshoffnung, sondern als Todessymbole interpretiert", so Mania. Immer wieder taucht der Kreislaufgedanke auf: von Geburt, Tod und Wiedergeburt. Und so gelten Jim Morrissons Worte nicht immer: Das ist das Ende. Mein schöner Freund, das ist das Ende.