Ausstellung über Benediktiner und ihre Regel im Kloster Dalheim

Mustersatzung für Europa

Eigentlich wollte Benedikt nur für Ordnung in seiner Gemeinschaft sorgen. Als er im 6. Jahrhundert Grundsätze des klösterlichen Zusammenlebens formulierte, ahnte er wohl kaum, dass er damit in gewisser Weise das christliche Europa begründete. In Paderborn wird diese Geschichte jetzt umfangreich dokumentiert.

Autor/in:
Claudia Auffenberg
 (DR)

Benedikt von Nursia war nicht der erste, der seiner Gemeinschaft eine Regel gab. Aber seine Vorstellungen stießen auf breite Akzeptanz. Zunächst Gregor der Große und später Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, sorgten dafür, dass seine Vorgaben allgemeinverbindlich wurden. Das heißt: Wer immer in frommer Gemeinschaft leben wollte, hatte nun eine Art Mustersatzung einzuhalten. Über die Jahrhunderte gab es Veränderungen und Ergänzungen. Auf Basis der Benediktregel entstanden weitere Gemeinschaften. "Der Orden entwickelte sich zu einem der maßgeblichen Kulturträger in Mittelalter und Barock", erläutert Museumsdirektorin Julia Hallenkamp-Lumpe. Denn in den Schreibstuben der Benediktiner wurden Bücher kopiert, Bildung bewahrt und Wissen weitergegeben. In den Werkstätten entstanden herausragende Werke religiöser Kunst, die Klöster wurden wohlhabend und einflussreich.



Die bis 30. Dezember 2011 dauernde Ausstellung "Macht des Wortes. Benediktinisches Mönchtum im Spiegel Europas" führt den Besucher durch 1.500 Jahre Klosterkultur. Für die Dalheimer ist dies die erste internationale Sonderausstellung. Kooperationspartner ist das österreichische Benediktsstift Sankt Paul im Lavanttal in Kärnten. So sei es gelungen, von dort einige herausragende Exponate nach Ostwestfalen zu holen, führt Kuratorin Helga Fabritius aus. Darunter sind das Reichenauer Sakramentar, eine spätkarolingische Handschrift mit einem kostbaren Elfenbein-Buchdeckel, der Tragaltar des heiligen Willibrord aus Trier und ein Chormantel aus dem 12. Jahrhundert, dessen Stickereien die ältesten figürlichen Darstellungen Europas zeigen.



Besonderes Museum

Das Museum, das sich in Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) befindet, ist selbst sein herausragendstes Exponat: Es befindet sich in einer Anlage aus der Barockzeit, die zu den am besten erhaltenen Klöstern Europas zählt. Das frühere Augustiner-Chorherrenstift war mit der Säkularisation aufgehoben und bis Ende des 20. Jahrhunderts als landschaftlicher Betrieb genutzt worden. Nach dem Kauf baute der LWL die Gebäude um und richtete in mehreren Bauabschnitten das Museum ein. Im vergangenen Jahr wurde es samt Dauerausstellung eröffnet. "Damit sind auch die Voraussetzungen für Sonderausstellungen gegeben", sagte LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Thale. Die soll es nun alle zwei Jahre geben.



Übrigens: Auch die Mönche glaubten an die Macht des Wortes - so sehr, dass sie es für besser hielten, manche Worte unter Verschluss zu halten. Die Ausstellung zeigt nämlich auch zwei verbotene Bücher. Anders als die anderen Handschriften sind sie nur durch schmale Schlitze zu sehen. Früher entschied der Abt, wer geeignet war, die Zaubersprüche und Weissagungen zu lesen. Heute muss der Besucher selbst entscheiden.



Hinweis: Am Samstag wird die neue Sonderausstellung "Macht des Wortes" im Museum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim mit einer langen Museumsnacht eröffnet: Landesmuseum für Klosterkultur, Am Kloster 9, Lichtenau-Dalheim, geöffnet dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt: Erwachsene 9 Euro, Kinder 3 Euro. Näheres unter www.lwl.org.