Ausstellung: 175 Jahre Graf Zeppelin

Sensation und Legende

Seine Luftschiffe waren die größten Fluggeräte, die es je gab. Ursprünglich wollte Ferdinand Graf von Zeppelin einen lenkbaren Luft-Zug bauen. Ähnlich wie bei der Eisenbahn sollten mehrere so genannte Tragkörper mit Gondeln aneinander gekoppelt werden. Daraus wurde nichts. Doch die Zeppeline waren trotzdem zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Sensation und Legende. Ferdinand Graf von Zeppelin, dessen Name auch heute noch als Synonym für Luftschiff steht, wurde vor 175 Jahren geboren, am 8. Juli 1838 in Konstanz. Am Bodensee begann alles, und dort in Friedrichshafen steht das Zeppelin-Museum. Eine spezielle Ausstellung zum Geburtstag ist bis zum 15. September 2013 zu sehen.
 

175 Jahre Graf Zeppelin (dpa)
175 Jahre Graf Zeppelin / ( dpa )

Es muss einer der schlimmsten Augenblicke im Leben von Graf Ferdinand von Zeppelin gewesen sein: Am 5. August 1908 muss er mit ansehen, wie sein Luftschiff LZ 4 nach einer Notlandung in Echterdingen südlich von Stuttgart von einer Windböe erfasst und über die Bäume getrieben wird. Zehntausende Schaulustige beobachten, wie der Zeppelin in Flammen aufgeht, zu Boden kracht und vollständig ausbrennt. Zwei Mechaniker werden schwer verletzt, von dem riesigen Luftschiff bleiben lediglich verbogene Aluminiumstangen übrig. «Er stand vor den Trümmern seines Traumes», sagt die Leiterin des Zeppelin-Archivs Friedrichshafen, Barbara Waibel. Am Montag (8.7.) wäre Graf Zeppelin 175 Jahre alt geworden.

1838 wird er in Konstanz als mittleres von drei Kindern geboren. Sein Vater Friedrich Jerôme Wilhelm Karl Graf von Zeppelin ist Hofmarschall in Sigmaringen, seine Mutter Amélie stammt aus einer angesehenen Genfer Familie.

Mit 17 Jahren verpflichtet sich Ferdinand beim Militär - ein üblicher Werdegang in seiner Familie, sagt Waibel. Er reist als Beobachter des Sezessionskrieges in die USA, nimmt später am Deutsch-Französischen Krieg teil und wird schließlich zum Minister im Bundesrat. Doch schon wenige Jahre später kommt es zum Knick in seiner Karriere: Er habe den starken Einfluss Preußens im Militär kritisiert, sagt Waibel. Damit eckt er bei seinen Vorgesetzten so stark an, dass er schlecht beurteilt wird und im Alter von 52 Jahren schließlich in den Ruhestand geht.

Doch genau das gibt Zeppelin die Freiheit, sich einem über lange Jahre gehegten Wunsch zu widmen: Er will ein lenkbares Luftschiff bauen. «Er hat sich hartnäckig und fast schon verbissen seinem Luftschiffprojekt gewidmet», erzählt Waibel. Der Graf sammelt Geld und Mitstreiter, gründet 1898 die «Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt» und baut eine schwimmende Bauhalle am Bodensee.

Bereits 1890 verlässt das erste Luftschiff LZ 1 die Werft. «Tausende von Zuschauern säumten das Ufer des Bodensees, aber die Freude am Erfolg war nur von kurzer Dauer», schreibt der US-amerikanische Autor John Provan in seiner 2009 erschienen Biografie über Zeppelin. «Die Fahrt dauerte nur 18 Minuten, und das Luftschiff musste in Immenstaad notlanden.» Der Grund: Unter anderem Motorprobleme, die sich jedoch leicht beheben ließen.

Von da an geht es vor allem finanziell auf und ab mit dem Unternehmen des Grafen. Seine Luftschiffe beeindrucken zwar in der Bevölkerung, in Politik und Wirtschaft. Aber der ganz große Erfolg bleibt aus. Die Wende bringt ausgerechnet das Unglück von Echterdingen: Nach dem Absturz des LZ 4 geht spontan eine Welle der Solidarität mit dem Grafen durch Deutschland, innerhalb kurzer Zeit kommen mehr als sechs Millionen Goldmark zusammen. Selbst Kaiser Wilhelm kommt nach Friedrichshafen. Er habe Zeppelin den «größten Deutschen des Jahrhunderts» genannt, schreibt Provan.

Mit dem gespendeten Geld kann Zeppelin noch einmal richtig durchstarten: Er gründet die «Luftschiffbau Zeppelin GmbH», aus der mit der Zeit ein ganzes Firmenkonsortium rund um die Zeppeline hervorgehen sollte. Aus Dankbarkeit für die Spende ruft er zudem die Zeppelin-Stiftung ins Leben, die noch heute eng mit Friedrichshafen verbunden ist.

   In den kommenden Jahren sind seine Luftschiffe unzählige Male im Einsatz. Sie fliegen nach Rom, nach Afrika, in die USA und in die Arktis. Ab 1931 habe es sogar regelmäßige Fahrten zwischen Friedrichshafen und Rio de Janeiro gegeben, sagt Waibel. Auch im Krieg sind die «Fliegenden Giganten» von großer Bedeutung: Allein zwischen 1914 und 1918 fuhren nach Angaben der Stadt Friedrichshafen 101 Zeppeline rund 5000 Kriegseinsätze für Marine und Heer. 72 Luftschiffe gingen dabei verloren.

Zeppelin selbst bekommt das Ende des Ersten Weltkrieges nicht mehr mit: Er stirbt am 8. März 1917 nach einer Operation in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg ruhte die Produktion der Zeppeline. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis 1997 wieder ein Luftschiff über der Stadt Friedrichshafen aufstieg: Der Prototyp eines neuen Typs, des Zeppelin NT.


Quelle:
dpa