Auschwitz-Komitee "schockiert" über Wahlausgang in Italien

Alarmierendes Zeichen

Das Internationale Auschwitz-Komitee zeigt sich "schockiert" über den voraussichtlichen Wahlsieg eines rechten Wahlbündnisses in Italien. Die Alianz um die Partei Fratelli d'Italia kann mit einer Regierungsmehrheit rechnen.

Wahlplakate in Italien / © MikeDotta (shutterstock)

"Für alle Überlebenden des Holocaust und die Erben der italienischen Resistenza, einer der bedeutendsten Widerstandsbewegungen gegen den Faschismus in Europa, ist dieser Wahlausgang ein schockierender und trauriger Vorgang", erklärte der Exekutiv-Vizepräsident des Komitees, Christoph Heubner, am Montag während eines Aufenthaltes in der KZ-Gedenkstätte Auschwitz.

Europäische Idee unter Druck

"Dass die Bürgerinnen und Bürger in Italien Versprechungen rechtsextremer Populisten Glauben schenken und Mussolinis selbsternannte Erben an den Tisch der Republik bitten, ist auch ein alarmierendes Zeichen dafür, dass die europäische Idee zunehmend unter Druck gerät", sagte Heubner. Nationalistische und populistische Regierungen in Europa bejubelten einander und erteilten den europäischen Werten der Vielfalt, Offenheit und Toleranz eine "immer rüdere Abfuhr".

 Zaun in Auschwitz
 / © Markus Nowak (KNA)
Zaun in Auschwitz / © Markus Nowak ( KNA )

"Gerade angesichts dieses Wahlsieges gewinnen die Erfahrungen und Warnungen der Überlebenden der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager neues Gewicht, Europa nicht den rechtsextremen Kräften zu überlassen, sondern an der Vision des europäischen Widerstandes von einem Europa der Freiheit, der Vielfalt und der Toleranz festzuhalten", betonte Heubner.

Giorgia Meloni (45), Spitzenkandidatin der postfaschistischen, nationalistischen Partei Fratelli d'Italia ("Brüder Italiens", FdI), erklärte sich in der Nacht zur Siegerin. Zu dem Mitte-Rechts-Bündnis zählen die populistische "Lega" unter Matteo Salvini und "Forza Italia" unter Silvio Berlusconi an.

Radikale Rechte feiert Wahlsieg in Italien

Der Wahlsieg von Giorgia Meloni und deren rechtsradikaler Partei Fratelli d'Italia hat bei ihren rechten Verbündeten in Europa Jubel und Genugtuung, vielerorts aber vor allem Sorgen hervorgerufen. Die Nationalistin und EU-Skeptikerin wurde bei der Wahl klar stärkste Kraft, nach Hochrechnungen vom Montagmorgen kommen die "Brüder Italiens" auf mehr als 26 Prozent der Stimmen. Die gesamte Rechtsallianz hat wegen der Besonderheiten des italienischen Wahlrechts künftig eine klare, absolute Mehrheit im Parlament.

Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsradikalen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) / © Oliver Weiken (dpa)
Giorgia Meloni, Vorsitzende der rechtsradikalen Partei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens) / © Oliver Weiken ( dpa )
Quelle:
KNA