Der neue Papst ist kein Mann für große Knalleffekte. Das ist die Einschätzung eines ehemaligen Mitbruders von Leo XIV.
Er sei ein sehr zurückhaltender Mensch, in gewisser Weise schüchtern, so der Leiter des Augustinerordens in Italien, Gabriele Pedicino, im Interview mit "La Repubblica" (Donnerstag). "Große Knalleffekte" würden nicht zu Leos sanfter Persönlichkeit passen.
"Ich hatte nie den Eindruck, dass er ein impulsiver Mensch ist", sagt der Augustinerpater. Leo XIV. sei ein Mensch, der beobachte und zuhöre, so Pedicinos Eindrücke aus Leos Zeit als weltweiter Leiter des Augustinerordens. Der als Robert Francis Prevost geborene Papst hatte das Amt des Generalpriors des Ordens von 2001 bis 2013 inne.
Wendepunkte für die Kirche
Dabei habe sich Prevost als ein Mensch erwiesen, der Nähe zulasse, immer Zeit und Raum für andere gehabt habe. Als Papst werde Leo XIV. kluge Entscheidungen treffen, ist sich der Ordensmann sicher. Darunter würden auch solche sein, die für die Kirche einen Wendepunkt darstellten. Allerdings, so Pedicino weiter:
"Wir können keine übereilten Entscheidungen erwarten, alles wird sehr wohlüberlegt sein." Auf Schultern von Giganten Leo XIV. mit seinen Vorgängern Franziskus und Benedikt XVI. zu vergleichen, sei "wie dem Wind nachzujagen", sagt der Ordensmann.
"Jeder Papst hat seine Besonderheiten und seinen Reichtum, der sich mit dem seiner Vorgänger verbindet, er steht auf den Schultern der Giganten, die vor ihm kamen." Pedicinos Einschätzung nach wird Leo XIV. von ihnen lernen, aber auch Abstand nehmen, "weil er seinen eigenen Charakter, seinen eigenen Stil und auch sein eigenes Charisma hat".