Augenzeugen: Proteste in afrikanischem Kleinstaat Eswatini halten an

 (DR)

Die pro-demokratischen Proteste in Afrikas letzter absoluter Monarchie Eswatini haben auch am 1. Juli weiter angedauert. "Die Menschen werden von Soldaten beschossen - nur weil sie sich auf der Straße befinden", sagte Martin Dlamini. Der Journalist aus dem weitgehend von Südafrika umschlossenen Königreich Eswatini (früher: Swasiland) sprach von einer chaotischen Situation. In dem Kleinstaat mit knapp 1,2 Millionen Einwohnern gibt es seit Tagen Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten, die demokratische Reformen verlangen.

Die Massenproteste mit zunächst mehreren Tausend Menschen hätten mittlerweile das ganze Land erfasst, sagte Dlamini, der sich gerade in Südafrika aufhält. Das Internet sei weiter abgestellt. Augenzeugen im Land berichteten in Telefonaten ebenfalls über landesweite Proteste und weitere Schüsse. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Die Regierung machte Ausländer für die Unruhe verantwortlich. Im Rundfunk wurden sie beschuldigt, "Terrorakte" im Land zu verüben.

Die Regierung hatte am 29. Juni weitreichende Beschränkungen wie Schulschließungen und nächtliche Ausgangssperren erlassen, als Begründung aber auch die Corona-Pandemie genannt. Nach offiziell unbestätigten Berichten gab es am 30. Juni mehrere Tote.

Im Nachbarland Südafrika hat sich die Regierungspartei Afrikanischer Nationalkongress (ANC) besorgt über die zunehmende Instabilität geäußert und die regionale Staatengemeinschaft SADC zur Vermittlung aufgerufen. Der ANC forderte die Zulassung politischer Parteien und die Vermeidung einer "autokratischen Krisenlösung mit harter Hand". Der absolutistische König Mswati III. steht wegen Verschwendungssucht in der Kritik. Politische Parteien sind in Eswatini verboten.

(Quelle: dpa, 01.07.2021)