Auftaktveranstaltung zur Integration von Geflüchteten in Arbeit

"Willkommen Kollege! Willkommen Kollegin!"

Fehlende Sprachkenntnisse, bürokratische Stolperfallen – Unternehmen, die Migranten aufnehmen wollen, stehen oft vor Problemen. Ein Projekt im Erzbistum Köln will Arbeitgeber trotzdem ermutigen, diese Menschen zu integrieren.

Fachveranstaltung "Willkommen Kollege! Willkommen Kollegin!" im Erzbistum Köln / © Katharina Geiger (DR)
Fachveranstaltung "Willkommen Kollege! Willkommen Kollegin!" im Erzbistum Köln / © Katharina Geiger ( DR )

Sie kommen aus anderen Kulturen und haben oft eine andere Schul- und Berufsausbildung. Menschen, die nach Deutschland kommen, haben es damit nicht immer einfach, einen Job zu finden. Unternehmen schrecken vor einem Mehraufwand und bürokratischen Hürden zurück. Doch, dass es sich lohnt, Migranten in Arbeit zu bringen, das will das Projekt im Erzbistum Köln "Willkommen Kollege! Willkommen Kollegin!" aufzeigen. Die Initiatoren wollen kirchliche Arbeitgeber im Erzbistum Köln und Geflüchtete unterstützen, zusammen zu finden. Sie wollen Geschäftsführern und Personalverantwortlichen eine Starthilfe oder Rückenwind geben, Flüchtlinge auszubilden oder anzustellen.

Schließlich gibt es einige Hürden, die genau das nicht einfach machen. Es stellt sich die Frage nach den Fertigkeiten und Qualifikationen, die eine Person mitbringt. Und auch danach, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Integration mittragen können. Das Projekt begleitet Geschäftsführer und Personalverantwortliche in diesen Punkten und bietet ihnen Hilfestellung durch Beratung, Austausch und Vernetzung.

Auftakt mit großem Ziel

Die Auftaktveranstaltung am Donnerstag im Internationalen Caritas-Zentrum Sülz in Köln diente dazu, die Teilnehmer zu motivieren, auch Flüchtlinge in katholischen Einrichtungen im Erzbistum Köln einzustellen. Einige Geschäftsführer und Abteilungsleiter berichteten von ihren Erfahrungen in einer Podiumsdiskussion. Sie erläuterten, wer bei ihnen angefangen hat, woher diese Menschen kommen und wie die Integration funktionierte. Sieben Geflüchtete wurden so seit dem Start des Projekts an Einrichtungen vermittelt.

Das Integrationsprojekt hat ein ambitioniertes Ziel: 100 Arbeitsplätze sollen bis 2019 im Erzbistum Köln mit Geflüchteten besetzt werden. Und dabei handelt es sich nicht um sogenannte Minijobs oder schnell vermittelte Tätigkeiten, sondern sozialversicherungspflichtige Ausbildungs- und Arbeitsplätze.

Informative Fachveranstaltung

Die Teilnehmer erfuhren außerdem, bei welchen Hürden, die es zu überwinden gilt, ihnen das Projekt helfen kann. Zur Auswahl standen Workshops zu den Themen "Die berufliche Ausbildung von Geflüchteten im Erzbistum – Fachkräfte der Zukunft?", "Berufliche Ausbildung in der Pflege – ein Schulversuch in Baden-Württemberg" und "Flüchtlinge in Unternehmen integrieren und Unterstützungsangebote nutzen".

Die Abteilungsleiterin des Personalwesens im Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln, Kerstin Murges, hat selbst einen Geflüchteten eingestellt und kann berichten: "Bei dieser Erfahrung hat es keine wirklich schwierige Hürde gegeben. Für die Ausbildung einer Kauffrau, eines Kaufmanns für Büromanagement muss man zwar bei einem ausländischen Bewerber die Ausländerbehörde anfragen. Das ist aber mittlerweile keine Hürde mehr, das geht heutzutage relativ schnell."

Projekt schafft Lösungen

Projektreferent Alexander Gabriel wurde inzwischen mit einigen Hürden konfrontiert, die bei der Integration von Geflüchteten in Arbeit überwunden werden müssen: "Ganz klar ist, dass es Herausforderungen gibt: die Bürokratie, die Kooperation mit der Ausländerbehörde, mit der Bundesagentur für Arbeit, mit der Stadt. Auch das Sprachniveau muss vorhanden sein. Aber das sind alles Herausforderungen, die wir lösen können. Wir haben mit Kolping einen guten Partner, was Sprachkurse angeht. Die Fachdienste für Integration und Migration kennen sich bei den asyl- und aufenthaltsrechtlichen Fragen sehr gut aus. Ich möchte aufzeigen, dass hier Menschen kommen, die eine große Bereicherung für die Einrichtungen sind. Wir sollten sie aufnehmen und mit ihnen arbeiten."

Dass das bereits gut funktioniert, zeigen Beispiele aus der Praxis: In einem Tagungshaus wird ein Koch ausgebildet. Demnächst darf er auch persische Speisen in die Speisekarte einbringen. Es gibt einen Gärtner, einen Zweirad-Mechatroniker in einer Radstation, Altersbegleiter und auch Auszubildende im Büromanagement, die Aussichten haben, im Rahmen der Kirchenverwaltung übernommen zu werden. Die Spannbreite der Jobs, die Geflüchtete im Erzbistum Köln antreten können, ist sehr breit.

Geschäftsführer Norbert Molitor berichtet begeistert von Menschen mit Migrationshintergrund, die sehr empathisch sind und wenig Angst haben, Kontakt aufzunehmen. Einen an Demenz erkrankten Menschen in den Arm zu nehmen, könne im Bereich der Pflege sehr wertvoll sein. Deshalb stellt er gerne Geflüchtete ein, die unmittelbar auf jemanden zugehen und viel Wärme ausstrahlen.

Caritas strebt Übernahme an

Junge Geflüchtete, die hier in Arbeit integriert werden, können zunächst einmal eine Ausbildung machen, erhalten aber auch eine Chance, weiter beschäftigt zu werden. Die Caritas hat vor, in zahlreichen Berufen die Ausgebildeten zu übernehmen. Der Diözesan-Caritasdirektor und Leiter der "Aktion Neue Nachbarn", Herr Dr. Hensel, sagte: "Man hat doch "ja" zueinander gesagt!". In Bezug auf den Arbeitskräfte-Bedarf durch den demografischen Wandel in Deutschland fügte er hinzu: "Wir machen das nicht nur aus einem sozialen Auftrag heraus, sondern wir können sie richtig brauchen."

Auch Angela Böhren, die gestern an der Auftaktveranstaltung teilnahm, meint, dass es Chancen für unsere Gesellschaft bietet: "Wir haben viele Flüchtlinge hier. Die meisten Flüchtlinge, die ich kenne, sind sehr motiviert, hier in Arbeit hineinzukommen. Sie sind in der Regel auch sehr, sehr jung. Es lohnt sich, diese Flüchtlinge zu unterstützen. Und wir können uns aufgrund des demografischen Wandels nicht leisten, unglaublich viele junge Menschen hier zu haben, die vom Staat leben."  Daher schöpft sie ihre Motivation für die Arbeit an der Volkshochschule in Bonn. Sie ist dort für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zuständig. Als solche ist sie stets auf der Suche nach Konzepten und passgenauen Hilfen für Geflüchtete.

Geschäftsführer Martin Geiger betont, dass die investierte Zeit, Toleranz und Geduld sich lohnt. Die Chance dieses Projekts sei, einen jungen Mitarbeiter zu gewinnen, der sehr motiviert ist. "Er ist sehr dankbar für diese Chance, die er bekommt."

"Willkommen Kollege! Willkommen Kollegin!" ist ein Projekt im Rahmen der "Aktion Neue Nachbarn" im Caritasverband für das Erzbistum Köln. Seit 2014 gibt es diese Flüchtlingshilfe, die mit verschiedenen Angeboten und Projekten Menschen hilft, die neu nach Deutschland kommen.


Dr. Frank Joh. Hensel, Diözesan-Caritasdirektor / © Katharina Geiger (DR)
Dr. Frank Joh. Hensel, Diözesan-Caritasdirektor / © Katharina Geiger ( DR )
Quelle:
DR