Der Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, hat bei einem Gottesdienst vor dem CDU-Parteitag zu Weltoffenheit und Toleranz aufgerufen. "Als gläubige Christen können wir deshalb gar nicht anders als für Freiheit und Frieden in der Welt einzutreten, für Weltoffenheit, für Toleranz und Gerechtigkeit zu kämpfen", sagte er in seiner Predigt am Montag in Berlin. Zugleich verböten sich Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Die Kirche vertraue auch weiterhin darauf, dass die CDU mit ihrem Kanzlerkandidaten hier ihre Versprechen weiter einhalte.

Nach den Abstimmungen über Unionsvorhaben zur Verschärfung der Migrationspolitik kamen Kirchenvertreter und CDU-Politiker erstmals offiziell zusammen. Das Verhältnis der Union mit den Kirchen gilt seit der vergangenen Woche als angespannt. In einer Stellungnahme hatten die Kirchen die Migrationsvorhaben kritisiert. In einem Begleitschreiben wurde zudem davor gewarnt, eine Zustimmung zu Gesetzentwürfen mit AfD-Beteiligung in Kauf zu nehmen. Der Gesetzentwurf der Union war am Freitag gescheitert, auch weil zwölf Unionsabgeordnete ihre Stimme nicht abgaben.
Scharfe Kritik an Angriffen auf CDU
Zugleich kritisierte Jüsten die Angriffe von Demonstranten auf CDU-Parteibüros scharf. "Als Kirchen verurteilen wir es auf Schärfste, wenn Parteibüros besetzt werden und die dort Arbeitenden in Angst und Schrecken versetzt werden, wenn im Netz Politikerinnen und Politiker mit Mord bedroht werden, wenn der politische Gegner herabgesetzt und entwürdigt wird, ja, wenn Menschen Angst haben, überhaupt noch Politik zu machen, weil sie die ständige Bedrohungslage nicht mehr aushalten", so Jüsten.

In der Demokratie sei eine gute Kommunikation auch bei politischen Differenzen wünschenswert. Aber auch, wenn man auf radikale Ablehnung stoße, sollte man nicht den Streit suchen, appellierte Jüsten an die Abgeordneten. "Manchmal braucht man aber auch ein hartes Fell, das alles auszuhalten."
Gidion: Streit heißt nicht Gewalt
Die Bevollmächtigte des Rates der Evangelischen Kirche bei der Bundesrepublik, Anne Gidion, sagte bei dem Gottesdienst, gerade wenn Rückenwind und Gegenwind stark seien, sei es wichtig, sich zu besinnen. "Immer wieder geht es darum, wer gehört dazu, wer ist auf meiner Seite, wer sind die Gegner." Dabei werde auch mal gestritten. Das gehöre dazu. "Aber Streit heißt nicht Gewalt. Das verurteilen wir auf das Schärfste."