Aufarbeitungskommission im Bistum Münster startet

Schritte auf dem "Münsteraner Weg"

Im Bistum Münster nimmt eine Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs ihre Arbeit auf. Anders als in anderen Bistümern werden die Mitglieder nicht von Bischof berufen. Das Bistum hat aber Vorschläge gemacht.

St.-Paulus Dom in Münster / © Julia Steinbrecht (KNA)
St.-Paulus Dom in Münster / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die Kommission arbeite völlig außerhalb kirchlicher Strukturen und Verantwortlichkeiten, teilte das Bistum am Montag mit. Dafür würden zunächst 1,75 Millionen Euro bereitgestellt. Generalvikar Klaus Winterkamp sprach von einem "Münsteraner Weg". 

Aufarbeitungskommissionen gibt es bereits in mehreren der 27 deutschen Bistümer. Ihre Errichtung geht auf eine 2020 getroffeneVereinbarung des Missbrauchsbeauftragen der Bundesregierung und der Deutschen Bischofskonferenz zurück. 

Den Interessen der Betroffenen verpflichtet

Die Kommission kündigte an, sie sei allein den Interessen und Rechten von Missbrauch und Gewalt betroffener Menschen im kirchlichen Raum verpflichtet. Sie werde keine eigene Beratungsstelle aufbauen, sondern ein Netzwerk verfügbarer Beratungen, Unterstützungen und Hilfen knüpfen.

Auch werde sie bewerten, was in dem Bistum, den Verbänden und kirchlichen Gemeinschaften getan wird, um sexuelle Gewalt und Missbrauch nachhaltig zu verhindern.

Arbeit für die nächsten dreieinhalb Jahre

Die 1,75 Millionen Euro sollen laut Bistum primär zur Finanzierung einer hauptamtlichen Stelle und für die Organisation der ehrenamtlichen Arbeit der Kommission in den nächsten dreieinhalb Jahre eingesetzt werden. Danach werde die Arbeit des Gremiumsunabhängig überprüft und gegebenenfalls fortgesetzt. All das soll in einem Vertrag zwischen dem Bistum und der Kommission geregelt werden.

Acht Mitglieder in der Kommission

Zu den acht Mitgliedern des Gremiums gehören drei bei einem Betroffenentreffen im März gewählte Vertreter. Zudem arbeiten dort zwei vom Land Nordrhein-Westfalen und drei vom Bistum vorgeschlagene Personen mit.

Für das Land sitzen in der Kommission der Vorsitzende des Münsteraner Instituts für soziale Arbeit, Christian Schrapper, der zugleich den Vorsitz der Kommission übernimmt, und die Jugenddezernentin des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, Birgit Westers. Vom Bistum entsandt wurden der Historiker Thomas Großbölting, die Religionswissenschaftlerin Regina Laudage-Kleeberg und der Theologe Thomas Schüller. Erste Informationen sind auf der Internetseite www.uak-muenster.de abrufbar. 

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde am 24.05.2023 um 13:30 Uhr aktualisiert.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)
Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
KNA